Die Gnade der Spätgeborenen

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readaholic Avatar

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Als dieses Buch neu herauskam, dachte ich eigentlich, weshalb sollte ich mir so etwas antun? Eine brutal verstümmelte Leiche in einer stinkenden Kloake? Ich habe es jetzt aber doch gelesen und fand die Lektüre spannend, aber zutiefst verstörend. Die Welt, die in diesem Roman geschildert wird, ist ein echter Albtraum. Schon allein die Anfangsszene, als dieser menschliche Torso aus den stinkenden Fäkalien gefischt wird, ist ekelerregend, und eigentlich geht es das ganze Buch über so weiter. Menschliche Abgründe tun sich auf in einer Welt, in der jeder jeden zu quälen und zu betrügen scheint. Fast alle sind korrupt, die einzig positiven Personen sind die Ermittler Winge und Cardell sowie die unschuldig inhaftierte Stina, wobei auch diese drei moralisch zweifelhaft agieren. „1793“ lässt mich ein wenig ratlos zurück, was ich da gelesen habe. Ein Schwelgen in Gewalt und Brutalität? Ein Sittenbild der damaligen Zeit? Zumindest bin ich froh über die Gnade der Spätgeborenen, denn in dieser Zeit zu leben, stelle ich mir entsetzlich vor. Was ich für die Phantasie des Autors gehalten habe, stellte sich teilweise beim Lesen des Nachworts als historisch belegte Begebenheiten heraus, was das Ganze noch viel verstörender macht.