Nichts für Sensible

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amena25 Avatar

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Auch wenn 1793 in meinen Augen mehr historischer Roman als Krimi ist, kann das Werk mit fast 500 Seiten restlos überzeugen. Der Autor Niklas Natt och Dag führt den Leser nach Stockholm am Ende des 18. Jahrhunderts und wartet mit einer spannenden und vielseitigen Geschichte auf.
Bemerkenswert ist schon allein die Struktur des Romans. Das Geschehen beginnt im Herbst 1793. Ein bis zur völligen Unkenntlichkeit verstümmelter Mensch treibt in der Stadtkloake. Dem Kriegsveteranen Jean Michael Cardell, der das Bündel aus der Kloake gezogen hat, lässt der Fund keine Ruhe. Als er erfährt, dass Cecil Winge, bei der Stockholmer Polizei für besondere Verbrechen zuständig, Ermittlungen aufnimmt, schließt er sich ihm an. Cecil Winge, an Tuberkulose erkrankt und vermutlich mit seinem allerletzten Fall beauftragt, treibt die Suche nach Gerechtigkeit an. Für Cardell sind die Ermittlungen ein Ausweg aus seiner sinnlosen Existenz. Der zweite und der dritte Teil des Buches schildert die vorausgehenden Ereignisse im Sommer und Frühling des Jahres 1793. So werden für den Leser allmählich die Zusammenhänge erkennbar und die Spannung sozusagen in chronologisch umgekehrter Reihenfolge aufgebaut. Im vierten Teil werden dann alle Fäden zu einem schlüssigen und überzeugenden Ganzen zusammengeführt.
Äußerst anschaulich schildert der Autor die Schauplätze und die Atmosphäre. Als Leser meint man, das Geschehen hautnah und unmittelbar mitzuerleben. Dies führt aber auch dazu, dass manche Szenen schwer zu ertragen sind. Die Darstellung des Elends, der Armut, der hygienischen Zustände, die teils himmelschreiende Ungerechtigkeit und die sehr düstere Stimmung schlagen einem bisweilen ziemlich aufs Gemüt. Dennoch will man unbedingt wissen, was Cecil Winge und sein ,,Assistent“ fürs Grobe herausfinden.
,,1793“ ist ein absolut empfehlenswerter historischer Kriminalroman, allerdings nichts für allzu sensible Leser.