Stark aber ungewöhnlich geschrieben

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tefelz Avatar

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Historische Krimis können extrem spannend aber auch extrem langweilig sein und die Frage ist immer, wie gut wurde recherchiert und wie interessant ist das entsprechende Thema. Dieser Krimi hier macht alles anders als andere historische Krimis und das ist vielleicht gut so....

Geschichte: Es beginnt mit den Resten einer Leiche, die im Hafen von Stockholm entdeckt wird und für die sich unter normalen Umständen niemand interessieren würde. Der Kammerdirektor bittet allerdings Cecile Winge um Hilfe. Winge, an Schwindsucht leidend und mit seinem Leben bereits abgeschlossen nimmt den letzten Auftrag seines Freundes an, sofern die Zeit ihm bleibt um die Ermittlungen zu führen. Vielleicht Zufall, dass der Mann, der die Leiche gefunden hat, Jean Michael Cardell, ein Kriregsverserter mit nur noch einer Hand, als Häscher arbeitet und sich nebenbei Geld als Kneipenaufsicht verdienen muss, um zu überleben, von Winge um Hilfe gebeten wird bei der Aufklärung. Das ungleiche Paar mit den sehr unterschiedliche Methoden versteht sich auf Anhieb...

Erzählform und Personen: Soweit ich verstanden habe, bezieht Natt och Dag seine Ideen aus der wirklichen Geschichte Schweden und lässt Personen wie den Kammerdirektor Norlin und seinen Kontrahenten, die es wirklich gab, in seine Geschichte einfließen. Ungewöhnlich an der Geschichte ist, dass wir in der Gegenwart starten, dann im nächsten Kapitel erzählt wird, was 3 Monate vorher passiert, das nächste Kapitel noch früher ansetzt um dann wieder in der Gegenwart zu landen. Die Charaktere sind stark und spannend zu entdecken. Das zurückweichen in der Zeit hat mich am Anfang irritiert und mich 2 x aus dem Rhythmus geworfen, zumal der brutale Mord, somit in seiner Entstehung erklärt wird, habe ich verstanden, dann wird der Strang gewechselt und eine Frau spielt darin eine Rolle, die mit Ihrer Geschichte am Ende bei unseren Helden ankommt, aber vorher erst einmal Fragezeichen aufwirft.

Fazit: Ein sehr ungewöhnliches Buch, das aber durch seinen ausgezeichneten Schreibstil brilliert. Am Anfang dachte ich, dass es stark in eine brutale Ecke drängt, aber das nur der Aufhänger ist, um wirklich Platz für Gefühle, Spannung und Freundschaft zu schaffen. Ich war am Anfang unschlüssig ob mich das Thema begeistern wird, wurde aber im Laufe des Buches überzeugt und am Schluss musste ich zugeben, dass es mich auch noch nach Wochen, nachdem ich es gelesen habe, beschäftigt hat. Die Personen haben mich nicht kalt gelassen und der eine Stern Abzug ist wirklich nur dafür, dass ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, warum ausgerechnet dieser Tote vom Kammerdirektor untersucht werden soll, zumal es sicherlich zu dieser Zeit, mehr als 1 Toten pro Monat in Stockholm gab. Dass die Atmosphäre so dicht wie immer in skandinavischen Krimis nach einem greift, ist fast müßig zu erwähnen. Der Leser ist sofort in dem teilweise dreckigen Mief Stockholms gefangen. Für mich eine absolute Empfehlung !