Viel zu blutrünstig um überzeugend zu sein.

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Der „Hamburger Keller“, eine zwielichtige Kneipe, in der die zum Tode Verurteilten den letzten Becher Alkohol vor der Hinrichtung bekommen, ist auch der bevorzugte Unterschlupf des Stadthäschers Jean Mickel Cardell. Der Einarmige versucht im Alkohol seine Schmerzen und seine Trauer zu ersäufen. Gelingen tut ihm das nicht. Als er wieder einmal stockbesoffen am Tisch einschläft wird er unsanft geweckt. Zwei Kinder hätten eine Leiche im Fatburen treiben sehen. Der Fatburen, eigentlich ein See, ist jetzt zu einer Kloake verkommen, aller Müll, Dreck und sämtliche Exkremente landen dort, nun also auch noch eine Leiche, der sämtliche Gliedmaßen sauber amputiert wurden. Dieses ungewöhnliche Verbrechen wird dem Juristen und schwer an Tuberkulose erkrankten Cecil Winge übergeben. Zusammen mit Cardell macht dieser sich daran den Fall aufzuklären.

Vier Erzählstränge gliedern diesen historischen Kriminalroman auf. Der erste und letzte beinhalten den Anfang der Ermittlungen und die Aufklärung des Falles sowie die Interaktionen des so ungleichen Duos Cardell/ Winge. In den beiden mittleren Erzählsträngen kommen Akteure vor , die direkt oder indirekt am Verbrechen beteiligt waren oder von ihm beeinflusst wurden.
1793 ist kein einfacher Krimi, ich habe entgegen meiner sonstigen Leseneigung ewig gebraucht es durchzulesen. Ich kann nicht behaupten dass es unspannend ist, nur die Mittelalterlichen Gepflogenheiten, die unzähligen Folterungen und deren genaueste Beschreibung, waren für mich irgendwann abstoßend. Es sind die unzähligen detaillierten Beschreibungen roher Gewalt, Alkoholexzesse, abartiger Neigungen und der zu bildhaft beschriebene Verlauf der Schwindsucht des Ermittlers, der mir doch eine gewisse Distanz zu diesem Roman verschaffte. Eine gewisse Trostlosigkeit durchzieht das Buch wie einen roten Faden, selbst die Einzige mir sympathische Figur einer jungen Frau, geschieht fürchterliches. War das gesellschaftliche Leben fernab von Reichtum wirklich so barbarisch?
Dem Autor bescheinige ich eine wirklich akribische Recherche geschichtlicher Fakten, dem Hype um diesen Krimi kann ich mich jedoch nicht anschließen.

Fazit: Ein historischer Krimi der jede Abscheulichkeit zwischenmenschlicher Gewalt viel zu bildhaft beschreibt.