Friederike Oertels Versuch herauszufinden, was ein Matriarchat ist

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sarahjanebooks Avatar

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Nach einer unangenehmen Bemerkung zu viel hat Friederike Oertel genug vom Patriarchat. Frau sein kann verdammt anstrengend sein, und angstmachend, eingrenzend, passiv. Aus einem Antiquariatsbuch kennt sie Juchitán, eine kleine Stadt in Mexiko und eines der letzten Matriarchate. Sie hatte sich sowieso vorgenommen, irgendwann einmal dorthin zu fahren - jetzt scheint genau der richtige Zeitpunkt.

"Urlaub vom Patriarchat" ist ein Erfahrungsbericht mit sachbuchhaften Passagen, kein reines Sachbuch. Das macht die Reise sehr nahbar, aber auch individuell. Informationen und die Geschichte rund um die angerissenen Themen sind die einzigen allgemeinen Teile. Das ist oft sehr spannend und wirft Fragen auf, die wir uns alle stellen sollten: Was ist eigentlich ein Matriarchat? (Spoiler: Es gibt keine allgemeine Definition) Was bedeutet Frau sein für uns? Wie sieht die ideale Gesellschaft aus?

Manchmal hätte ich mir gerade rund um die Reise mehr objektive Darstellungen und Schilderungen gewünscht. Dennoch ist es ein sehr lesenswertes Buch, was aber eben nicht mit einem Sachbuch rund um frauenzentrierte Gesellschaften verwechselt werden sollten.

Was mich tatsächlich etwas gestört hat, waren teilweise längere Passagen, in denen Friederike Oertel schildert, wie ihr Wut aberzogen wurde, wie Frauen zu gefallen und vermeintlich perfekten Körpern erzogen werden. Diese Passagen finden sich in jedem feministisch ausgerichteten Buch. Das macht in diesem Buch, das eben auf ihrer persönlichen Reise beruht, Sinn, zeigt es ihre individuellen Erfahrungen und wie sie damit umging. Trotzdem bin ich von diesen Stellen mittlerweile genervt, weil sie - egal, wie das Buch heißt und was das angebliche Thema ist - immer wieder wiederholt werden und einen sehr großen Platz einnehmen, der für das Hauptthema dann fehlt.