Beeindruckendes Debüt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
petris Avatar

Von

Dieser Roman ist mir schnell unter den Neuerscheinungen des Frühjahrs 2023 aufgefallen. Mich reizen Debüts, der Klappentext versprach ein interessantes Thema, die ersten Rezensionen waren durch die Bank begeistert, eine Freundin stellte das Buch mit Lobeshymnen auf facebook vor.
In der Bücherei musste ich dann noch eine Weile warten, bis es endlich verfügbar war, aber nun war es so weit.
Was soll ich sagen. Ich habe das Buch am Freitag begonnen und am Samstag beendet. Das alleine spricht schon für sich. So etwas passiert nur bei Romanen, die mich wirklich begeistern.
Während Tilda Schmitts Klassenkolleginnen nach dem Abitur ein Gap Year machten, in andere Städte zum Studieren gingen, musste sie in der verhassten Kleinstadt bleiben. Wenigstens studiert sie das, was sie wirklich liebt, Mathematik. Ihr Leben ist eng getaktet, denn neben dem Studium kümmert sie sich auch noch um ihre kleine Schwester Ida und jobbt im Supermarkt. Die Mutter ist alkoholkrank, im Optimalfall fällt sie einfach aus, doch immer wieder dreht sie durch. Tilda versucht, Ida so gut wie möglich zu schützen. Ihre kleine Freiheit ist das Schwimmen. Und das Abtauchen in Bücher.
Als ihr beim Schwimmen plötzlich der große Bruder ihres Schulfreundes Ivan begegnet und ihr einer ihrer Professoren von einem Doktoratsstudium in Berlin erzählt, bringt das alles durcheinander. Sie konnte doch nicht?! Oder vielleicht doch?
Es ist eine heftige Geschichte, zu einem Thema, das mich gerade sehr beschäftig und berührt. Kinder, deren Eltern psychisch krank oder abhängig sind. Und auch, wie sehr sie alleine gelassen werden. Das ist auch hier der Fall (und leider sehr realistisch). Weder Schule, noch Krankenhaus, noch andere aus dem Umfeld kommen auf die Idee, Tilda und Ida zu unterstützen, für sie da zu sein, ihr Leid zu sehen. Sie müssen sich ihre Überlebensstrategien selber schaffen und Tilda versucht dabei, sie an Ida weiterzugeben.
Ich mochte den Roman wirklich sehr. Er ist liebevoll erzählt, realistisch und dennoch immer mit einem Funken Hoffnung.
Ein beeindruckendes Debüt, das noch lange in mir nachklingen wird!