Ein leises Buch, tiefgründig und berührend

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malins_dagbok Avatar

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Tilda studiert Mathematik, kümmert sich nebenbei um ihre kleine Schwester Ida, arbeitet im Supermarkt und schwimmt jeden Tag 22 Bahnen. Ihr Tag ist streng durchgetaktet und da ihre Mutter Alkoholikerin ist, hat sie ständig Angst Ida vor dieser beschützen zu müssen und entwickelt einen Plan, wie Ida selbstbewusster wird. Mitten drin trifft sie auf Viktor, den sie schon aus der Schule kennt und der seine eigenen Schatten mit sich herumträgt.

Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Der Schreibstil ist nüchtern und schnörkellos, hat aber einige wirklich schöne Sätze.
„..., dass nichts sicher und beständig ist, dass aber Bücher trotz allem bleiben, dass mir niemand diese Geschichten, diese Welten wegnehmen kann,...“(S.105-106).
Auch werden viele kleine Details eingebaut, die ans Herz gehen, bspw, dass die Schwestern sich auf dem Weg zur Schule Märchen ausdenken, in denen das, was passiert, verarbeitet wird.
Tilda ist ein sehr interessanter Charakter, ebenso wie Viktor und die kleine Ida. Die Interaktion zwischen den Hauptpersonen ist wirklich niedlich, besonders zwischen den beiden Schwestern. Auch wenn alle drei eigentlich sehr traurige Hintergründe haben, ist das Lesen nicht bedrückend. Es ist auch nicht wirklich spannend, trotzdem wollte ich konstant weiterlesen und wissen, wie sich die Dynamiken weiter entwickeln.
Ich finde es toll, wie Tilda versucht immer das beste aus der Situation zu machen und trotzdem an ihren eigenen Träumen festhält.

Eine kleine Schwäche war für mich, dass der Erzählstrang über Tildas beste Freundin sich mitten im Buch etwas verloren hat, es hat aber die Geschichte nicht wirklich gestört.
Insgesamt ist 22 Bahnen ein leises Buch, das tiefgründige Themen behandelt und berührt. Absolut Leseempfehlung!