Eine große Verantwortung

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clara_fall Avatar

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Tilda trägt schwer auf ihren Schultern: Sie steckt mitten im Mathestudium, hat die große Verantwortung, ihre kleine Schwester Ida zu versorgen, weil ihre Mutter eine Alkoholikerin ist, jobt an der Supermarktkasse und außerdem ist da ein Schatten, der den unerwarteten Tod ihres Freundes Ivan und seiner Familie betrifft. Nur beim Schwimmen im Freibad kann sie sich von dieser großen Last befreien. Dort stößt sie auf Ivans Bruder Viktor.

Eine schonungslose Beschreibung des Lebens mit einer alkoholkranken Mutter. Tilda hat deshalb schon so manche Pläne verworfen, weil sie sich Ida gegenüber verpflichtet fühlt. Beide kennen schon den teuflischen Kreislauf, den ihre Mutter seit Jahren durchmacht ... dieses Nichtwahrhabenwollen, "Dieses Mal ist es was anderes", 3-4 Tage Abendbrottisch und dann der nächste Absturz. Tilda möchte Ida trotz allem eine echte Kindheit ermöglichen und verzichtet dabei auf vieles, was für andere junge Erwachsene zum Leben gehört. Der Autorin gelingt die Beschreibung dieses Tanzes auf dem Vulkan sehr gut. Man freut sich mit ihr, wenn sie beobachtet, wie gut sich Ida Selbstbewusstsein aneignet und Tilda selbst einen großen Schritt in die Zukunft wagen kann. Ihre Beziehung zu Viktor bleibt weiterhin rätselhaft, sicher erklärbar, denn beide tragen Schuld in sich, deren Vergebung sie sich nicht leicht machen. Ich hätte mir ein kraftvolleres Ende gewünscht, nicht unbedingt ein Happy End, aber etwas, was noch lange in Erinnerung bleibt und Betroffenen, die dieses Buch lesen, etwas mit auf den Weg gibt. Das Cover trifft den Charakter des Buches ... kraftvoll, aber manches bleibt verschwommen.