Einfühlsam und realistisch

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Rund 500 000 Kinder und Jugendliche kümmern sich in Deutschland laut einer Studie der Universität Witten/ Herdecke regelmäßig und in signifikantem Umfang um chronisch kranke Familienangehörige, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher, da die Situation einerseits als "normal" empfunden wird, andererseits Scham und Angst vor Ausgrenzung und vor dem Jugendamt Betroffene eher schweigen lässt.
Genau in diesem Milieu ist der Roman von Caroline Wahl angesiedelt. Sie beschreibt in sehr einfühlsamen Worten, ohne übertriebene Dramatik, und dennoch sehr eindrucksvoll die reale sowie die Gedankenwelt von Tilda, die sich um ihre kleine Schwester Ida und die alkoholkranke Mutter kümmert. Unterstützung erfuhr sie dabei nur von Freundin Marlene und deren Familie. Auch dieser Umstand entspricht häufig der Realität.
Das Buch wechselt gekonnt zwischen erzählten Passagen und Dialogen. Die Erzählung im Jetzt wird inhaltlich durch Rückblicke ergänzt und durch Hoffnungen auf eine Zukunft getragen und auch die kleinen Momente des alltäglichen Glücks finden ihren Platz. Mich hat dieser Debütroman sehr beeindruckt und ich habe ihn sehr gerne gelesen und kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.