Freischwimmer

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cococabana89 Avatar

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Caroline Wahls Debütroman hat mich vom ersten Kapitel an gefesselt.
"22 Bahnen" wird so angenehm leise und ruhig erzählt, dabei aber sehr ergreifend. Das schöne Buchcover passt perfekt zu der Stimmung dieses Romans.
Tildas Besuche im Schwimmbad sind ihre Möglichkeit sich von ihrem schwierigen Alltag freizuschwimmen.
Die Protagonistin ist keine normale Studierende, die sich ausleben, auf Partys gehen und ihren eigenen Platz in der Welt suchen kann. Sie trägt eine unfassbar große Last auf ihren Schultern, die in diesem Buch sehr emotional dargestellt wird. Sie muss nicht nur neben dem Mathematikstudium arbeiten gehen, sondern sich auch um ihre kleine Schwester Ida kümmern, die noch zur Grundschule geht. Die alkoholkranke Mutter schafft es aufgrund ihrer Sucht nicht arbeiten zu gehen und vernachlässigt ebenso die Erziehung, die beiden Schwestern sind nahezu auf sich selbst gestellt.
Tildas Hingabe für Ida hat mich sehr berührt, sie geht so stark und verantwortungsbewusst mit ihrer Schwester um. Wie die beiden ihre eigenen Märchengeschichten erfinden, hat mich zu Tränen gerührt.
Der Vergleich zu einer heilen Familienidylle mit dem reich gedeckten Abendbrottisch - wie ursprünglich bei Tildas bester Freundin Marlene - ist emotional und bildhaft gezeichnet.
Die Autorin nutzt eine sehr klare und gefühlvolle Sprache, die Seiten fliegen nur so dahin.
Auch die Figur Viktor gefällt mir extrem gut. Man würde Viktor eigentlich gern als den weißen Ritter auf dem Pferd sehen, aber so einfach ist es dann doch nicht.
Dieser Roman bietet so viel mehr Tiefgründigkeit, traurig und wunderschön.
Von mir gibt es somit eine ganz deutliche Empfehlung für dieses Lesehighlight mit Nachklang!