Geht doch, Lesejahr 2023, möchte ich laut nach der letzten Seite rufen! Was für ein tolles Debüt von Caroline Wahl, das hat mir sehr gut gefallen. Schlüssige, aber nicht geschlossene Figuren, kein bierernster Stil, der aber trotzdem in die Tiefe geht und Katastrophen, die sich im Nebensatz manifestieren und trotzdem die Welt erschüttern - der Protagonisten und des Lesenden. Im Verhältnis wenig Seiten, in denen so viel drinsteckt aus dem Leben von Tilda, der kleinen Schwester Ida, dem schweigsamen Viktor, der in ihrem Suff fast verschwundenen Mutter, die das Dasein ihrer Kinder aber gerade deswegen so fest im Griff hält. Mit am besten haben mir die Szenen an der Supermarktkasse gefallen: Tilda sitzt, kassiert und rät anhand der Einkäufe, wer wohl auf der anderen Seite des Fließbands die Sachen in den Wagen packt. Und auch das passt zum Wesen des gesamten Textes: Er ist einfach treffsicher.