Leise aber kraftvoll

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aitutaki Avatar

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„22 Bahnen“ hat mich tief berührt. Die Geschichte rund um Tilda, die zwischen Verantwortung, Sehnsucht und Selbstbehauptung schwankt, ist eindringlich und authentisch erzählt. Besonders beeindruckt hat mich, wie feinfühlig Caroline Wahl die Beziehung zwischen den beiden Schwestern zeichnet – voller Zärtlichkeit, aber auch Schmerz.

Tilda als Protagonistin ist stark, verletzlich und unglaublich echt. Ihre täglichen Schwimmrunden im Freibad – die titelgebenden 22 Bahnen – werden zu einem stillen Symbol für Ausdauer, Selbstschutz und Hoffnung. Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und tragen zur dichten Atmosphäre des Romans bei.

Der Schreibstil ist klar, poetisch und zugleich schnörkellos. Wahl schafft es, mit wenigen Worten viel zu sagen – zwischen den Zeilen liegt oft das Entscheidende. Besonders gefallen hat mir, wie sie ernste Themen wie familiäre Verantwortung, Alkoholismus und das Aufwachsen in prekären Verhältnissen mit großer Empathie behandelt, ohne ins Klischee abzurutschen.

Insgesamt ein leises, aber kraftvolles Debüt, das lange nachhallt. Für unseren Buchclub war es ein wunderbarer Gesprächsanstoss – über Familie, Freiheit und die kleinen Fluchten des Alltags.