Überforderung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
herbstrose Avatar

Von

Um den ganzen Stress abzuschütteln ist es Tilda zur täglichen Gewohnheit geworden, im Schwimmbad exakt 22 Bahnen zu schwimmen. Sie ist Studentin der Mathematik, arbeitet nebenbei an der Kasse im Supermarkt, kümmert sich um den Haushalt und ist Ersatzmutter für ihre kleine Schwester Ida. Mit Mutters Hilfe ist nicht zu rechnen, die liegt meist betrunken auf dem Sofa im Wohnzimmer oder richtet in wachen Momenten ein heilloses Durcheinander in der Wohnung an. Im Grunde hasst Tilda dieses einengende Leben, doch die Verantwortung und Liebe zu Ida überwiegt alles. Nun aber soll sich bald einiges ändern, denn Tilda bekommt eine Promotion in Berlin angeboten. Kann sie das Angebot annehmen und ihre kleine Schwester mit der alkoholkranken Mutter alleine lassen? Und außerdem ist da auch noch Viktor, ein Freund aus Teenagertagen, der nach fünf Jahren wieder zurück in die Stadt gekommen ist …
„22 Bahnen“ ist der Debütroman der jungen, 1995 in Mainz geborenen, Autorin Caroline Wahl. Sie wuchs in der Nähe von Heidelberg auf, studierte Germanistik in Tübingen sowie Deutsche Literatur in Berlin und arbeitete danach in mehreren Verlagen. Heute lebt sie in Rostock.
Der Schreibstil war für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da er sehr an der Jugendsprache orientiert ist – doch bald wurde ich von der Geschichte regelrecht mitgerissen. Zwei Schwestern, denen das Leben übel mitspielt, die sich lieben und zusammenhalten und versuchen, aus der bedrückenden häuslichen Situation das Beste zu machen - und eine Mutter, die man aufrütteln und schütteln möchte, die aber in ihrer Krankheit gefangen ist. Immer wieder keimt zwischendurch eine trügerische Hoffnung auf, die zum Ende zu stabil zu werden scheint. Es bleiben jedoch am Schluss sehr viele Fragen über die Zukunft aller Beteiligten offen. Ob hier eine Fortsetzung geplant ist?
Fazit: Eine Geschichte die unter die Haut geht, die mitreißt, aufrüttelt und nachdenklich stimmt.