Unberechenbar

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stricki Avatar

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Die Geschichte beginnt vielversprechend. Die völlig überlastete große Schwester Tilda, das Mathegenie, dass sich um die unberechenbare Alkoholikermutter und ihre kleine Schwester kümmern muss. Die sich mit einem monotonen Kassiererinnenjob das Geld fürs Studium verdient, während alle anderen um sie herum es viel besser haben.

Ich mag die Sprache von Caroline Wahl, und ich liebe das Cover. Ich mag die Idee mit den Radieschen und dass Tilda sich ihren monotonen Job mit "Personenraten" aufpeppt.

Allerdings verpuffte meine anfängliche Begeisterung auf halber Strecke. Die Figur der Mutter blieb zu blass, rückte gar in den Hintergrund, was widersprüchlich ist, da sie ja alles dominiert mit ihrem Verhalten. Ich hätte mir soviel mehr "Mutter" gewünscht.
Die kleine Schwester Ida war mir zunehmend zu originell und für ihr Alter viel zu patent und verständnisvoll. Dafür dass ihr Leben echt hart ist.
Und dann ist da noch der wunderschöne Viktor, ebenso Mathegenie wie Tilda, ebenso schwimmsüchtig, dunkel, geheimnisvoll, schweigend. Aber dabei wahnsinnig hilfsbereit. Einer fremden Person gegenüber? Come on.

Die Geschichte marschiert straight voran, in eine für mich nicht sehr realistische Zukunft. Die Tilda vom Anfang hätte nicht so gehandelt, und auch Ida und Viktor hätte ich ganz andere Verhaltensweisen zugetraut. Den Figuren fehlt Tiefe, aufgrund ihrer Geschichten sollten sie alle enorm ambivalent sein, extremer. Hier fehlen Ecken und Kanten, Sprünge, Brüche. Wobei das jetzt härter klingt als es sein soll. Es ist auf jeden Fall ein vielversprechendes Debüt.