Was für ein Debüt!

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mrsamy Avatar

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Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Das weiß Tilda aus eigener leidvoller Erfahrung. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und der Vater hat sie schon vor Jahren verlassen. Doch Tilda kämpft sich durch ihren Alltag, der bestimmt ist von ihrem Mathematikstudium, dem Arbeiten an der EDEKA-Kasse und dem Schwimmen. Immer 22 Bahnen schwimmt sie in dem Freibad in der Kleinstadt, die viele ihrer ehemaligen Klassenkameraden schon lange verlassen haben. Doch Tilda kann nicht einfach weg, sie will und sie muss da sein für ihre kleine Schwester Ida. Ida, die gerade an der Schwelle zum Gymnasium steht, ist introvertiert. Am liebsten drückt sie sich durch ihre Bilder, ihr Malen und Zeichnen aus. Auch sie geht gerne ins Schwimmbad, allerdings nur, wenn es regnet und sonst keine Menschen ihre Bahnen ziehen.
Tildas Alltag wiederholt sich ständig, doch dann taucht plötzlich Viktor auf und ihr Professor legt ihr eine Promotionsstelle in Berlin ans Herz. Tilda beginnt von einer neuen Zukunft zu träumen, als in ihrem zu Hause plötzlich alles aus dem Takt gerät.

Mit „22 Bahnen“ hat Caroline Wahl ein eindrucksvolles Debüt vorgelegt. Ich habe diesen Roman von der ersten Seite an gemocht und konnte ihn kaum aus der Hand legen. Die Figuren sind eindrucksvoll. Tilda, die die Mathematik und ihre Schwester über alles liebt. Die oft von ihrem Alltag einfach nur überfordert und auf die Mutter wütend ist. Die Mutter, die sich eigentlich gar nicht um ihre Kinder kümmert, die an ihrem eigenen Leben gescheitert ist und Ida, die eine so starke Persönlichkeit entwickelt. Und natürlich Viktor, der seinen ganz eigenen Schmerz in sich trägt. Was mich vor allem berührt hat, war die Wahrhaftigkeit der Geschichte. Es gibt keine Schwarz- und Weißtöne, sondern alle Abstufungen dazwischen. Auch wenn die Schwestern ihre Mutter auf der einen Seite hassen, ist da doch eine tiefe Liebe zu der Frau, die ihnen keine Mutter sein kann. Es ist eine Geschichte vom Wachsen, von Vertrauen, davon auf eigenen Beinen zu stehen und Entscheidungen treffen zu müssen. Unbedingte Leseempfehlung!