Tilda und Ida

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vanessa_91 Avatar

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Meine Meinung und Inhalt

"Wenn ich nachts auf meiner Matratze liege, dann denke ich, dass ich das Ganze da draußen noch lange aushalten kann. Solange der Wind nachts auf mich fällt, denke ich, kann ich mich tagsüber in den Krieg da draußen stürzen. Gegen meine Mutter, gegen ihre Launen, gegen diese Kleinstadt. Und für Ida." (ZITAT)



Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern – und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der – genau wie sie – immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.



Für mich ein sehr gelungener Debütroman, der sprachlich wirklich überzeugt hat. Mich hat die Geschichte emotional sehr berühren können. Der liebevolle Umgang zwischen Tilda und ihrer Schwester war wirklich rührend, die Problematik mit der Mutter schockierend und traurig.

Weniger gefallen hat mir die Kommunikationsdarstellung ("Ich: Krass.Ursula: Und ich könnte schwören, dass er die ganze Zeit Blickkontakt mit mir hatte, schon bevor er die 3 Schritte zurückgegangen ist. Das war kein Versehen.Ich nicke.Ich: Der wollte einfach auf dich drauf springen. Ursula: Ja."), denn so hat alles etwas abgehackt gewirkt (und auch beim Hörbuch, welches ich auch gehört hatte, klingt das verbesserungsfähig).

Das Cover finde ich schön und gut gewählt.




CAROLINE WAHL wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. ›22 Bahnen‹ ist ihr Debütroman. Caroline Wahl lebt in Rostock