Bleibt hinter den Erwartungen zurück

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pandemonium Avatar

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25 letzte Sommer hat mich in vielen Dingen direkt angesprochen: die nie enden wollende ToDo-Liste, der gedankliche Schreibtisch, das ständige Optimieren der eigenen Zeit. All das hat Stephan Schäfer treffend beschrieben und ich denke, er greift dabei teils auf eigene Erfahrungen zurück. Viele Menschen kennen diesen Punkt kurz vor dem Burnout, wo man sich nach Ruhe und vor allem nach Zeit sehnt.

25 letzte Sommer ist ein Buch über Achtsamkeit und regt letztlich dazu an, über die eigenen Prioritäten nachzudenken. Schäfer verpackt seinen Appell in einer Geschichte über einen Mann, der im eigenen Hamsterrad gefangen scheint und durch die Begegnung mit einem älteren Nachbarn beginnt, seine Lebensrealität in Frage zu stellen.

Schäfers Schreibstil ist flüssig und das Buch liest sich leicht und vermittelt ein gutes Lesegefühl. Leider wirkt die Story, wie sich beide Männer zufällig kennenlernen und quasi von null auf hundert eine Vertrautheit aufbauen, wie zwischen einem spirituellen Meister und seinem bestimmungssuchenden Schüler, ziemlich konstruiert. Auch die beiden Protagonisten dümpeln trotz aller philosophisch tiefen Gedanken sehr an der Oberfläche. Dadurch ist es kaum möglich, sich als Leser:in mit den Figuren zu identifizieren, trotz der vielen Ankerpunkte, die Schäfer zu Beginn setzt. Das Buch lässt mich daher etwas unzufrieden zurück.
Nichtsdestotrotz trifft Schäfer einen gewissen Zeitgeist und sollte es seine Mission gewesen sein, lediglich einen Denkanstoß zu geben, um kurz inne zu halten und sich der eigenen Werte bewusst zu werden, dann ist ihm das gelungen. Schäfer nennt es ziemlich passend die „ Kernelemente des Lebens“. Dass er diese lebensweisen Fragen einem Beduinen in den Mund legt, den Karl, der ältere der beiden Hauptprotagonisten auf einer Backpacker-Tour durch Jordanien kennengelernt hatte, steht beispielhaft für die mitunter klischeehaft wirkenden Beschreibungen. Hierdurch verliert das Buch meiner Meinung nach an Authentizität.