Thriller-Highlight mit raffinierter Meta-Ebene vor der Kulisse isländischer Finsternis

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alekto Avatar

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Der Titel, der verkündet, dass dieser Thriller von dreißig Tagen isländischer Dunkelheit handeln wird, und das dazu passende Buchcover, das eine düstere, kalte isländische Landschaft abbildet, haben mich bereits auf diesen Thriller eingestimmt.
Vollends abgeholt hat mich Jenny Lund Madsen dann mit ihrem abgründigen Prolog, in dem sie dessen Erzähler auf nur zwei Seiten ein wahres Feuerwerk verschiedener Stimmungen durchleben lässt. Dabei reicht die Gefühlspalette von Wut, Zorn und Ungerechtigkeit, die den Erzähler schreien , sich die Kleider vom Leib reißen und jemanden bezahlen lassen möchte, über die Suche nach der Einsamkeit, bis hin zur Selbstbestrafung, als er sich fast zu Tode friert, und Selbstmordgedanken bis hin zur Erkenntnis, dass er eigentlich nur zurück ins Warme möchte und eine Umarmung von den Menschen braucht, die er gerade fortgestoßen hat. Sein düsteres Finale findet der Prolog in der Schilderung dessen, wie sein Erzähler den Tod wohl durch die Hand dessen, dem er vertraut hat, findet.
Protagonistin Hannah Krause-Bendix dieses Romans ist eine interessante Figur, da sie von Jenny Lund Madsen nicht zur Heiligen stilisiert, sondern ambivalent beschrieben wird. Dazu zählt das Image als Ausbund an Integrität, das sie durch die Verweigerung der Annahme der ihr zugesprochenen Preise pflegt, das aber gelogen ist. Auch ihre Rastlosigkeit, ihr Kampf gegen die Mittelmäßigkeit sowie ihre gescheiterten Schreibversuche sind glaubwürdig geschildert.
Am weiteren Verlauf dieses Thrillers interessieren mich neben dem Schauplatz der isländischen Provinz, die schon der düsteren Krimi-Serie Ófærð und abgründigen Thrillern von Sigurdardóttir die passende Kulisse geboten hat, die durch die Tätigkeit der Hauptfigur als Schriftstellerin bedingte Meta-Ebene. So zieht sich Hannah Krause-Bendix in die isländische Provinz zurück, um einen Krimi zu schreiben, als der Neffe ihrer Gastgeberin stirbt und somit ihre Umgebung zum Schauplatz der Untersuchungen in einem rätselhaften Todesfall wird.