30 Tage und ein ganzes Leben

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katercarlo Avatar

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Krebs, Alzheimer, Ebola …
Krankheiten, die jeder kennt und jeder im Groben versteht. Auch Depressionen sind eine Krankheit, die jeder kennt. Doch diese Erkrankung wird nur von den wenigsten verstanden. Man sieht es oft nicht wirklich als eine Krankheit, oft eher wie eine schlechte Phase im Leben eines Menschen. Doch Clementine weis es besser, sie ist depressiv und weis, dass es keine Phase ist, die wieder vorbeigeht:
„Gewissermaßen ist es ja auch so, als würde ich an Krebs leiden. In mir ist eine tickende Zeitbombe, die irgendwann hochgeht. Mich hat es einfach getroffen, und jeder versucht sein Bestes, genau wie bei einer Krebsdiagnose. Auch eine Chemo ist Gift (…)Und manchmal hilft es trotzdem nicht. Es wird immer schlimmer, jeder sieht, dass man große Schmerzen hat, und man selbst weiß, dass keine Besserung eintreten wird. Mit dem Krebspatienten hat man dann Erbarmen, sie bekommen Schmerzmittel, um es ihnen so angenehm wie möglich zu machen. Irgendwann werden die Maschinen abgestellt, und wenn man schließlich stirbt, sagen alle, dass es eine Erlösung war.(…)
Aber wenn man krank im Kopf ist, stellt keiner die Maschinen ab, auch wenn die Schmerzen zu heftig werden, auch wenn alle wissen, dass es nicht mehr besser wird.“ (S. 222)
So erklärt Clementine in ihrem Abschiedsbrief ihre Krankheit und die Gründe für ihren geplanten Selbstmord.
Sie will nicht länger Leben: Sie hatte nie Glück in der Liebe, ihr Vater ist abgehauen und ihre ebenfalls depressive Mutter hat sich und Clementines Schwester erschossen.
Jetzt hat sie noch 30 Tage um ihren Tod vorzubereiten und ihren Hinterbliebenen so viel Arbeit wie möglich abzunehmen.
Sie bereitet alle Papiere vor, kauft sich ein Grab und einen Sarg, sucht ein neues Zuhause für ihren Kater und macht noch mal alles, auf das sie Lust hat.
Durch Clementine, der witzigen und schlagfertigen Künstlerin, wird dieses traurige und ernste Thema von einer nicht ganz so tragischen Perspektive betrachtet. Aber dennoch denkt der Leser über die Depressionen nach.
Es ist also sowohl ein unterhaltsames Buch, als auch eine Geschichte mit ernstem Kern.