Ein (fast) perfekter Plan

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melpomene Avatar

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Ihr Vorhaben verfolgt sie unbeirrbar. Clementine hat dabei alles bis ins kleinste Detail geplant. In 30 Tagen will sie Selbstmord begehen. In der Zeit bis dahin versucht sie ihr Leben zu genießen ohne an das Morgen zu denken. Sie erledigt all das, was sie bis dahin aufgeschoben hat und bereitet ihr Ableben penibel vor, damit sie kein Chaos hinterlässt. Dieser scheinbar perfekte Plan, von der Auflösung der Wohnung bis zum Kauf ihres Sarges, wirkt gut durchdacht. Immer wieder erlebt man die Protagonistin, wie sie sehr humorvoll mit dieser eigentlich tragischen Situation umgeht. Um ihre Vorgehensweise zu rechtfertigen erklärt sie ihrem persönlichen Umfeld, dass sie todkrank sei. Darin findet sich jedoch auch eine gewisse Stärke, nicht eine Krankheit setzt ihren Leben ein Ende, sondern es ist ihre eigene Entscheidung. Oder auch nicht, denn eigentlich ist es ja eine Krankheit, die sie in diese scheinbar aussichtslose Lage gebracht hat. Die Phasen in denen sie den Suizid plant, beinhalten mehr Komik als Tragik. Erst gegen Ende der selbst gesetzten Frist scheint es ernst zu werden. Nicht nur das Wiederaufflackern der Depression, sondern auch die Erkenntnis über die Endgültigkeit ihres eigenen Planes lassen erst dessen Dimensionen erahnen. Tragisch ist vor allem das Eintauchen in Clementines Vergangenheit. Dabei kann man auch nachvollziehen, warum Clementine in solch eine Krise geraten ist. Bis zum Schluss zieht sie ihren Plan durch. Erst in letzter Minute wendet sich das Blatt. Jedoch nicht durch ihren eigenen Willen wird sie vom Suizid abgehalten, sondern durch ihre Halbschwester, von der sie um Hilfe gebeten wird. Damit endet der Roman. Es stellt sich nun die Frage, ob man tatsächlich durch Fremdeinwirkung von einer so fixen Idee abweichen kann, da es ja offensichtlich nicht ihr eigener Wille war und sie nur sehr widerstrebend ihrer Schwester zu Hilfe kommt. Oder war dieser Plan doch ein sogenannter „Hilferuf“? Die Handlung würde einen nicht darauf schließen lassen.