Die ultimative niedrige Kosten-Nutzen-Rechnung für ein Kind

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
owenmeany Avatar

Von

Geld regiert die Welt, überall, aber ganz offensichtlich besonders in Japan. Für drei Generationen von Frauen, Mutter, Oma und Uroma dreht sich fast der ganze Lebensinhalt darum, das Vermögen zu vermehren, sei es durch einen lukrativen Job, sei es durch kluge Sparsamkeit, aber auch durch geschickte Finanztransaktionen. Das Ziel, bis zur Hochschulreife der Kinder 10 Millionen Yen anzusammeln, bestimmt existenzielle Entscheidungen zum Beispiel die Wahl des Partners und die Eheschließung betreffend. Materielle Güter wie Diamantschmuck erregen Neid, mit Geld erfüllt man seine Träume, sichert vor allen Dingen auch seine Existenz im Alter. Allgemein entsteht bei mir aber der Eindruck, dass persönliche Verhältnisse in Japan distanzierter ablaufen und stärker von formalistischen Konventionen geprägt sind als bei uns.

Noch nie habe ich ein Buch mit einer solchen Thematik gelesen, und es befremdet mich, wie anhand des Finanzgebahrens das gesamte menschliche Leben bis in die intimen Beziehungen hinein regelrecht auf eine Formel reduziert wird. Sehr detailliert erfahren wir die genauen Maßnahmen, um all dies umzusetzen, einen Download für ein Haushaltsbuch inbegriffen.

Dabei kommen auch spezielle Eigenheiten der Nation zum Tragen, wie dass Frauen häufig mit der Eheschließung ihren Beruf aufgeben. Den Wert der Personen bemessen sie anhand der Versicherungssumme. Eine junge Frau begründet die Partnerwahl ganz geschäftsmäßig: "Du hast einen guten Universitätsabschluss, du bist intelligent. Ich mag dein freundliches Gesicht und deine Persönlichkeit ... Und deine Gene sind auch nicht schlecht". (S. 134).

Gelegentlich hinterfragt aber auch jemand dieses profitorientierte Konzept: "Hätten deine Eltern nur auf Kosteneffizienz geachtet, wärst du überhaupt nicht hier." (S. 171).

Dass am Ende doch noch Familiensinn und Liebe obsiegen (was sich dann jedoch wieder in monetären Zuwendungen ausdrückt), versöhnt mich ein bisschen mit diesem materialistischen Ansatz.