Bleibt zu sehr an der Oberfläche

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laberladen Avatar

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Darum geht's:

Die Sonne strahlt über Deutschland und lässt die Temperaturen steigen. Bald führt das zu Wasserknappheit, denn die Flüsse trocknen aus und der Grundwasserspiegel sinkt ab. Obwohl der Hydrologe Julius Denner und die IT-Spezialistin Elsa Forsberg schon vorher die Zeichen erkannt haben, hat man ihnen nicht geglaubt und nicht rechtzeitig vorgesorgt. Als sich in Klärwerken unerklärliche Fehler häufen, wird deutlich, dass hier nicht nur die Natur ihre Finger im Spiel hat.

So fand ich's:

Ich bin ein großer Freund von Endzeitszenarien, Katastrophenthrillern und Dystopien, die sehr nah an einer möglichen Realität gehalten sind. Dass wir in den letzten Jahren schon mehrere "Jahrhundertsommer" erlebten und die Durchschnittstemperaturen steigen, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Wie lange wird unser Trinkwasser reichen und was passiert, wenn die Wasserwerke die Bevölkerung nicht mehr zuverlässig versorgen können? Um diese spannende Frage dreht sich "42 Grad".

Die Folgen der Wasserknappheit waren meiner Meinung nach gut eingefangen, plötzlich ist sich jeder selbst der Nächste und man tut gut daran, sich rechtzeitig ein paar Vorräte an Lebensmitteln und Trinkwasser in den Keller zu stellen (und Klopapier - siehe Corona). Die Hilflosigkeit, der man plötzlich ausgeliefert ist, die Habgier und Geschäftemacherei, die überall blüht und das Verbrechen, das explodiert, weil es angesichts der Katastrophe unbestraft bleibt, fand ich leider nicht übertrieben und diese Atmosphäre kam gut rüber.

Mir hätte die die eine oder andere Erklärung und Hintergrundinformation mehr gut gefallen - z. B. wie es zu den Zuständen eines Gefangenenlagers kam, in das Kerstin mit ihren Kindern geraten ist, obwohl es sich wohl doch um eine öffentliche Einrichtung handelte. Wer hat die eingerichtet und wieso auf diese Art und Weise? Insgesamt fand ich das Gleichgewicht zwischen Unterhaltung und Informationen aber gut ausgewogen.

Zu viele Szenen wurden nur angerissen und dann fallengelassen. Durch die mehreren Handlungsstränge begleiten wir die einzelnen Figuren nicht allzu lange und es bleibt eine gewisse Distanz, die dazu führt, dass die Einzelschicksale einen nie komplett packen und so mitfiebern lassen, wie ich es mir gewünscht hätte.

Die Folgen der Klimaerwärmung, die für meine Begriffe unausweichlich sind und gar keine zusätzlichen Aspekte mehr brauchen, wurden mit einer Terroristen-Story vermischt, was für meinen persönlichen Geschmack unnötig und auch nicht unbedingt passend verbunden war. So verschwimmen auch die Grenzen zwischen menschengemachter, langfristiger Klimaveränderung und dem, was "Öko-Terroristen" bewusst anstellen. Zudem passen diese zwei Gesichtspunkte einfach "zu gut" ineinander, um realistisch zu wirken, und die Geschichte wirkt dadurch ein wenig konstruiert. (Langfristige Planung trifft zufällig genau auf ein Wetterphänomen).

Die Figuren insgesamt zu blass, keine kann einen wirklich packen und die Distanz überbrücken, die durch den schnellen Szenenwechsel und die vielen Figuren entsteht. Ich konnte gar nicht glauben, dass die Printversion 528 Seiten hat, denn bei mir blieb der Eindruck, dass alles schnell und etwas zu oberflächlich auf gefühlten 300 Seiten abgehandelt wurde.

Ich bin wie gesagt ein Fan von Katastrophen- und Wissenschafts-Thrillern und hatte mich auf das Hörbuch gefreut. Ich fand es unterhaltsam, auch dank der gelungenen Sprecher-Leisung von Uve Teschner, aber "42 Grad" schafft es nicht, aus der großen Menge guter Thriller dieser Art hervorzustechen. Kein Highlight, aber kurzweilig.