Hervorragende Unterhaltung, rasante Story

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edda Avatar

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Schon der Anfang des Kriminalromans ist vielversprechend. Lee Crowe, Privatdetektiv, holt entscheidende Informationen auf nicht legale Weise von einem Kronzeugen und setzt so eine sensationelle Kehrtwende in einem Prozess um die Mafia in Gang.
Der Protagonist Lee Crowe beschreibt in der Ich-Form, war früher Anwalt, verlor durch das Zusammenschlagen eines Richters die Anwaltslizenz; jetzt werden ihm Aufträge am Rande der Legalität vom Boss seiner ehemaligen Anwaltskanzlei zugeschoben. Lee ist taff und ein Hardboiled Detective ...“Abgesehen davon habe ich immer ein flexibles Verhältnis zu Regeln gehabt“... Immer sich selbst und der eigenen Moral verpflichtend, hat er eine individuelle Sicht auf die Dinge und Begebenheiten entwickelt. Sein Auftrag lässt ihn am Rand der Legalität entlang schliddern und beim Überschreiten droht die Befürchtung von Rache oder Verfolgung. So ist ihm nicht klar, ob Bundesbehörde oder Bandenkriminalität ihm folgt, auch der Leser bleibt im Dunkeln. Eine fortwährende existenzielle Bedrohung, das, was den Thrill auch ausmacht. Er muss jederzeit unauffällig bleiben, sich absichern, niemandem ist zu trauen. Doch die Erkenntnisse und Erfahrungen dieses komplizierten Falles sind Teile eines gewaltigen Puzzles, das sich in rasanten Schritten zusammensetzt. Lees Raffinesse ist beeindruckend und bemerkenswert ist die gute Vernetzung des Detektivs. Informationen werden zügig auf welche Art auch immer eingeholt und die Geschichte schreitet so in rasantem Tempo voran. Es dreht sich um eine Milliardenerbin, die auf einen Rolls Royce gefallen ist und tot von Lee entdeckt wurde. Er nutzt die Gelegenheit, das Exklusivphoto meistbietend zu verkaufen. Claire Gravesend, die Tote ist mit ungewöhnlichen Narben am Rücken bestückt, was allein schon Fragen aufwirft.
Lee bekommt den Auftrag zu ermitteln und die Spuren führen ihn zu ungewöhnlichen.
Szenerien der Reichen Kaliforniens, detaillierte Personen und Szenenbeschreibungen bilden ein abgerundetes Bild.

James Kestrel widmet sich einer Thematik, die nicht alltäglich ist, doch Fuß fassen kann in den Phantasien derer, der High Society, deren Vermögen dies zulässt. - wie steht es um die Endlichkeit des eigenen Lebens?
James Kestrel schreibt klug und angenehm, jederzeit spannend mit interessanten Szenerien und ungewöhnlichen Mitspielern, die tun, was nötig ist. Lee, dem einsamen Wolf, heldenhaft, cool, abgebrüht und sympathisch, folgt man sehr gerne. Der Roman ist ein Pageturner, kaum aus der Hand zu legen, er bringt einfach Spaß und ist neben hervorragender Unterhaltung auch informativ und sehr gut recherchiert.

Tatsächlich ist dieses Buch zwei Jahre vor seinem vielfach prämierten Bestseller „Fünf Winter“ geschrieben mit dem Originaltitel „Blood Relations“, doch jetzt erst in deutscher Übersetzung im Suhrkamp Verlag erhältlich. James Kestrel ist das Pseudonym für den Rechtsanwalt und Schriftsteller Jonathan Moore.