Atmosphärisch dicht mit unsympathischen Figuren

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c-bird Avatar

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Schon zu Lebzeiten machte die exzentrische Künstlerin Vanessa Chapman von sich reden. Doch nun Jahre nach ihrem Tod ist die Aufregung noch größer. In einer Kunstausstellung wurden in einer ihrer Skulpturen menschliche Knochen gefunden. Der Kurator des Museums, James Becker will der Sache auf den Grund gehen. Dazu sucht er die Nachlassverwalterin Grace Haswell auf, die noch immer einen Teil der Werke Chapman zurückhält, die eigentlich dem Museum vermacht wurden. Grace lebt einsam auf der kleinen Gezeiteninsel, die nur bei Ebbe erreichbar ist. Und Grace trägt so manches Geheimnis mit sich.
Paula Hawkins hatte mich bereits mit ihrem Roman GIRL ON A TRAIN begeistert. Auch DIE BLAUE STUNDE ist kein Thriller, sondern eben ein Roman mit Spannungselementen. Die meisten der Figuren darin sind eher unsympathisch. Über die Künstlerin Vanessa Chapman erfährt man aus Erzählungen durch Grace, aber auch durch Zeitungsartikel und ein von Chapman geführtes Tagebuch etwas. Daraus formt sich langsam ein Bild der Künstlerin zu Lebzeiten. Anders sieht es bei Grace aus. Diese wirkt anfänglich ziemlich sympathisch und man hat fast ein wenig Mitleid mit ihr, weil sie sich so sehr für Vanessa aufopferte. Doch im Verlauf der Handlung tritt so manch dunkles Geheimnis zu Tage.
Gut eingefangen fand ich die Atmosphäre, die auf der Gezeiteninsel herrscht. Die Abgeschiedenheit, das tosende Meer und keine Möglichkeit die Insel bei Flut zu verlassen, wirkten irgendwie beklemmend und unterstrichen nochmals die Einsamkeit in der Grace hier lebt. Die Handlung selbst nimmt kaum an Fahrt auf, es gibt eher viele Rückblicke, die Erklärungen liefern. Damit blieb das Spannungsniveau ziemlich am Boden. Erst zum Finale wurde es dann doch noch einmal spannend. Vor allem das Ende hat mich vollkommen überrascht, denn mit so einem Ausgang hatte ich absolut nicht gerechnet.
Der Schreibstil hingegen war äußerst flüssig, beim Lesen flog man nur so durch die Seiten. Hier zeigt sich das erzählerische Können von Paula Hawkins.
Insgesamt ein gelungener Spannungsroman, der vor allem durch die Beschreibungen der Atmosphäre bei mir punkten konnte. Mit den Figuren konnte ich leider nicht warm werden.