Atmosphärische Landschaftsbeschreibungen!

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edda Avatar

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Auf einer Ausstellung der verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman wurde ein offensichtlich menschlicher Knochen in der Tate Modern in einer ihrer Kunstwerke gefunden.
James Becker, Kurator der Stiftung, die den Nachlass der Werke Vanessas besitzt, geht dem nach. Er besucht die Freundin der Verstorbenen auf dem schottischen Eris Island. Eine Halbinsel, deren Erreichen abhängig von den Gezeiten ist, nur bei Ebbe erreichbar. Dort erhofft Becker sich, absolut begeistert von Vanessas Kunst, mehr über ihre Persönlichkeit zu erfahren und als Kurator, über den Verbleib der fehlenden Stücke der Sammlung.

Der Roman erzählt von Gegenwart und Vergangenheit, dargestellt von Vanessa durch ihre Tagebuchnotizen, die Sicht von James Becker, dem Kurator mit beruflichen und eigenen Interessen und von Grace, der Freundin der Verstorbenen, Erbin des Hauses auf Eris Island.
Es werden Rückblenden zum Verständnis, vor allem dem psychologischen der Hauptpersonen aufgezeigt. Nach und nach kristallisieren sich Beweggründe für spätere Handlungen und Erklärungen heraus.
Man wird schon frühzeitig durch die Dialoge der Mitspieler in deren Wertvorstellungen einbezogen.
Nur als Beispiel: ein „reicher, teuflisch gutaussehender Julian“, „ein Golden Retriever in Menschengestalt“ oder „die böse Hexe von Eris Island“.

Ab und zu wirkt diese Sprache fast trivial ganz im Gegensatz zu den beachtlichen Landschafts- und Wetterbeschreibungen, deren beschreibender dichten Atmosphäre man sich nicht entziehen kann und die zum großen Teil den Roman für mich getragen haben.
Die Protagonisten konnten mich nicht wirklich erwärmen.

Der Roman, es ist kein Kriminalroman im herkömmlichen Sinn, ist interessant aufgebaut, doch die Spannung kommt erst nach der Hälfte des Romans in Fahrt, was sehr schade ist, auch enttäuschend, denn ich hatte mich durch die Vorschusslorbeeren und Äußerungen von Lee Child oder Val Mc Dermid in Erwartungshaltung gebracht. Für mich leider dadurch auch kein „Literarisches Spannungshighlight“.
Für mich fehlte auch der zeitgemäße oder moderne Bezug. Fast, als ob man in
traditionelle britische Kriminalromane à la Agatha Christie oder Rebecca du Maurier abtauchen würde. Ein schon auf andere Art bekanntes Schema, dadurch ein fast vorhersehbares Geschehen. Wären da nicht die fein dargestellte Beschreibung der psychologischen Beweggründe der Mitspieler und die beeindruckenden Landschaftsbeschreibungen! Sie machen für mich den Roman aus.