Hawkins, wie wir sie kennen und lieben!

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romy_abroad Avatar

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James Becker, Kurator eines Museums einer privaten Stiftung, ist es gelungen, seinen Lebenstraum zu erfüllen: Er arbeitet für die Institution, der die Künstlerin Vanessa Chapman ihr Lebenswerk vermacht hat. James hegt schon lange eine tiefe Bewunderung für Vanessa und ihr Werk. Ihr Tod war schmerzlich für ihn, doch nun hat er die Möglichkeit, nicht nur ihre bekannten Werke auszustellen, sondern darüber hinaus ihre privaten Aufzeichnungen, Skizzen und Tagebücher zu sichten. Er wird ihr und ihrem Wesen so nah kommen wie nie zuvor. Angesichts dieser wunderbaren Aussichten verblassen seine privaten Probleme beinah. Doch dann bekommt er einen Anruf, der alles verändert: In einem der Werke von Vanessa Chapman, in einer Skulptur, ist ein menschlicher Knochen entdeckt worden. Chapman selbt ist bereits lange tot und kann keine Fragen zu diesem Thema mehr beantworten, die sich nun unweigerlich stellen: Wessen Knochen hat die Künstlerin verwendet? Und hat sie auch mit dem Tod dieser Person selbst etwas zu tun? Stammt der Knochen gar von ihrem Ex-Mann, der bereits seit Jahrzehnten verschollen ist?
James macht sich auf die Suche nach Antworten und lernt dabei Vanessas langjährige Weggefährtin Grace kennen, die mit ihr auf Eris Island, einer abgeschiedenen Gezeiteninsel, gelebt hat und die Gezeiteninsel samt des Anwesens nach Vanessas Tod geerbt hat. Je mehr Zeit James selbst auf Eris Island und mit Grace verbringt, desto mehr erfährt er über Vanessa und ihr Werk. Doch James findet nicht nur die Antworten nach denen er sucht, sondern er erfährt auch immer mehr, das sein Bild der gefeierten Künstlerin Vanessa Chapman auf einem Podest ins Wanken bringt...

Ich habe mich sehr gefreut, als ich "Die Blaue Stunde" von Paula Hawkins in der Liste der Bücher entdeckt habe, denn sie ist eine meiner Lieblings-Autorinnen. Bereits "The Girl on the Train" und "Into the Water" haben mich kraftvoll in ihren Bann gezogen. "A Slow Fire Burning" steht natürlich ebenfalls auf meiner Liste. Was mich besonders fasziniert an Hawkins' Art zu schreiben, ist diese unglaubliche Spannung, die sie aufbaut, ohne auf irgendwelche Tricks oder Kniffe zurückzugreifen. Lediglich ihre Art zu beobachten und zu erzählen, Handlung in Worte zu packen und Entwicklungen darzustellen, fesselt den Leser oder die Leserin an den Text, lässt einen von Zeile zu Zeile huschen.
Das war auch meine Erwartung an "Die Blaue Stunde", und die wurde voll erfüllt. Hawkins schreibt keine Thriller voller Action, mit Cliffhangern am Ende jedes Kapitels. Stattdessen wiegt sie uns als Leser in Sicherheit, lädt uns ein in ihre Geschichte, die sich nach und nach verändert, beinah ohne, dass wir es mitbekommen. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war, und man fragt sich wie das nur passieren konnte - und vor allem, wann? Dadurch gelingt es ihr, die Erfahrung der Charaktere für den Leser nachzubilden, und ein immersives Leseerlebnis zu schaffen, das einem den Atem stocken lässt. Ein wirklich faszinierendes und spannendes Buch, das reicher an Atmosphäre und subtilen Entwicklungen nicht sein könnte!