Ein optisches Highlight mit emotionaler Tiefe

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charleen Avatar

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Schon bevor ich auch nur eine Seite gelesen hatte, war ich vom Äußeren des Buches begeistert. Der hochwertige Buchumschlag wirkt edel und kunstvoll gestaltet. Ein echtes Schmuckstück im Regal. Besonders beeindruckt hat mich der Farbschnitt, auf dem sich herbstliche Blätter, Rosen und Hortensien ranken. Diese malerische Gestaltung passt wunderbar zur Atmosphäre des Buches und vermittelt direkt das Gefühl, ein ganz besonderes Werk in den Händen zu halten.

Beim Aufschlagen dann gleich das nächste Highlight: eine detaillierte Karte der Fantasy-Welt, in der die Geschichte spielt. Ich bin ein großer Fan solcher Karten, da sie die Welt greifbarer machen und mir beim Lesen Orientierung geben. Immer wieder habe ich zurückgeblättert, um Vasalies Reise nachzuvollziehen und mich in den verschiedenen Königreichen zurechtzufinden.

Die Geschichte selbst beginnt mit einer starken Prämisse: Vasalie, einst gefeierte Hoftänzerin, wird zu Unrecht des Mordes beschuldigt und überlebt zwei Jahre im Kerker. Als sie plötzlich ein Angebot von König Illian erhält, Freiheit im Austausch für Spionage, gerät sie mitten in ein Netz aus Machtspielen, Verrat und verbotener Liebe. Zwischen zwei Brüdern, zwischen Pflicht und Herz, muss sie ihren eigenen Weg finden und dabei entscheiden, wem sie vertrauen kann und wie viel sie bereit ist, für ihre Freiheit und ihre Gefühle zu opfern.

Was mich persönlich besonders berührt hat ist der Tanz als zentrales Motiv. Vasalies Geschichte ist nicht nur eine Geschichte von Intrigen und Liebe, sondern auch eine über den Verlust und die Rückeroberung ihrer Identität als Tänzerin. Die Choreografien werden in einigen Szenen so bildhaft und kunstvoll beschrieben, dass ich sie wie einen Film vor Augen hatte. Da Tanzen auch in meinem eigenen Leben eine große Rolle spielt, konnte ich mich mit Vasalie sehr gut identifizieren. Das Buch hat damit bei mir einen Nerv getroffen.

Sehr positiv fand ich auch, dass die Protagonisten in diesem Buch nicht mehr blutjung sind. In der Regel sind sie Ende 20, Anfang 30, was für das Romantasy-Genre eher ungewöhnlich ist und für mich als Leserin in ähnlichem Alter ein echter Pluspunkt. Ich konnte mich viel besser mit ihr identifizieren als mit typischen Teenager-Heldinnen.

Für ein Buch, das dem Fantasy-Genre zugeordnet wird, waren die fantastischen Elemente eher zurückhaltend. Es gibt zwar eine interessante Welt und politische Intrigen, aber Magie oder mystische Wesen bleiben weitgehend aus. Hier hätte ich mir mehr gewünscht. Außerdem fand ich den Mittelteil etwas zäh aber nicht langweilig. Die Vielzahl an Charakteren und Namen war anfangs spannend, wurde mit der Zeit aber etwas unübersichtlich. Vor allem bei Lesepausen fiel es mir schwer, den Faden wiederzufinden. Daher habe ich das Buch möglichst ohne Unterbrechung gelesen.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte hat mich „A Dance of Lies“ begeistert. Es ist ein atmosphärisch dichtes, emotionales und ästhetisch wunderschönes Debüt, das mich mit seiner ungewöhnlichen Heldin, der starken Verbindung zum Tanz und den fein gezeichneten Beziehungen überzeugt hat. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und werde den zweiten Band garantiert lesen, sobald er erscheint.