Wenn Wikingerbräute ihre Narzisstenmänner mit Zitronensaft „verarschen“… O_o

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Danielle L. Jensen ist mir von der Bridge Kingdom Reihe bekannt, die mir gut in Erinnerung geblieben ist. Hier greift sie leider im Ton völlig daneben. Das Buch ist roh, derb und ihm fehlt bis auf zwei, drei Sager der männlichen Hauptperson jegliche Wärme. Die Heldin des Buches, Freya, bleibt mir gänzlich unzugänglich. Sie ist mir kein bisschen sympathisch. Wenn es um die Chemie zwischen Freya und Bjorn geht, sehe ich nichts, was über körperliche Anziehung hinausgeht und die wird so platt beschrieben, dass keine Stimmung aufkommt. Die Dinge werden beim Namen genannt, aber es steckt keine emotionale Tiefe dahinter. Schade, um die vergebene Chance.
Die Schwächen des Buches werden sehr schnell augenscheinlich. Bereits im ersten Kapitel will man den Lesern einreden, dass ein Fischweib im tiefsten Wikingerland jede Nacht mit Zitronensaft verhütet. Die Illusion der Wikingerzeit ist damit gebrochen. Die kamen zwar bis ans Schwarzen Meer, aber ich bezweifle, dass sie Zitronen in solch rauen Mengen nach Skandinavien transportiert haben, dass die dargestellte Situation rein finanziell (Fischweib!) und ohne Schimmelbefall möglich ist. Der Grund für die drastische Verhütungssituation ist der Gatte, der ein „Narzisst“ ist – ein Wort aus dem 20. Jahrhundert. Wenn ich das mit anderen Fantasybüchern vergleiche, die von Autor_innen geschrieben wurden, welche die Sprache der jeweilig dargestellten Zeit draufhaben (hervorragendes Beispiel dafür: Julia Dippels Sonnenfeuer-Ballade), kann es nur Minussterne hageln.
Jensen gebe ich auf jeden Fall eine neue Chance, aber ich bin auch sauer, weil sie die Ingredienzen für ein gutes Buch in den Händen hielt und nichts draus gemacht hat. Die Mythologie wird nur gestreift, die Sprache ist vulgär und ich sehe auch nicht ein, warum sich die Heldin eines Fantasybuches ständig übergeben muss, nie eine Mahlzeit zu sich nimmt und eine Leidensfähigkeit vorlegt, die manchen Märtyrer erblassen lässt. Schade drum. Das einzig Versöhnliche, das mir einfällt – das Cover ist toll, jugendstilmäßig und wirklich schön!