Schöner Abschluss einer Wohlfühlreihe!

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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung meines Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
An den Covern der „Cherry Hill“-Reihe gefällt mir besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden, wie die Highlight-Farbe und die abgebildeten Blüten.
Wie auch schon bei den beiden Vorgängern ist die vordere Innenklappe des Buches mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Poppy“, der englischen Bezeichnung für Mohnblume, sowie einer Charakterbeschreibung von Poppy verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt und tolle Hingucker im Buch.


Meine Meinung:
Ich habe alle Bücher der Reihe bisher sehr gerne gelesen, da sie vor allem zum Abschalten und Wohlfühlen einfach perfekt sind. Zwar kann man von keinem Teil herzergreifende Tiefgründigkeit erwarten, aber jedes Buch, einschließlich diesem hier schafft es, dass man sich nach nur wenigen Worten auf Cherry Hill zuhause fühlt. Auf „A Place to Shine“ habe ich mich besonders gefreut, da Poppy mit ihrer frechen Art schon seit dem Auftakt zu meinen Lieblingsfiguren zählt.
Aber auch, weil „A Place to Belong“ sehr viel für Poppys Charakter getan hat, obwohl sie dort „nur“ eine Nebenfigur war, war ich sehr gespannt auf ihre eigene Geschichte!

Leider muss ich sagen, dass gerade in dieser Hinsicht „A Place to Shine“ ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Versteht mich nicht falsch: Auch hier mochte ich Poppys direkte Art und ihren trockenen Humor sehr. Wie auch bereits in den Vorgängerbänden hat sie es damit mehrfach geschafft, dass ich laut auflachen musste. Gleichzeitig erkennt man besonders hier, dass sie auch eine verletzliche Seite hat, die immer noch stark unter dem Tod ihres Vaters leidet.
Allerdings fehlte mir hier die emotionale Bindung zu Poppy. Ich habe zwar gesehen, dass sie es schwer hat, aber wirklich gefühlt habe ich es nicht. Tatsächlich kamen ihre Verlustängste und ihr Trauma viel deutlicher in „A Place to Belong“ zum Vorschein, wo sie selbst ja eigentlich gar nicht im Fokus steht. Das wäre aber viel eher in ihrem eigenen Buch zu erwarten gewesen, wo man als Leser sogar ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand mitbekommt. Diese Emotionalität sucht man vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte aber vergeblich. Die zweite Hälfte des Buches kommt dem schon näher und schafft es durchaus auch, mich sogar ein paar Mal zu Tränen zu rühren, aber insgesamt finde ich Poppys Charakterentwicklung hier, vor allem im Vergleich zu ihrer Entwicklung in den vorherigen Büchern, aber auch im Vergleich zu der Entwicklung ihrer Schwestern zu schwach.

Ein weiterer Kritikpunkt: Poppys Konflikte mit Flynn und vor allem mit Maddie, die im dritten Teil ja beginnen (was auch der Grund dafür ist, weshalb ich unbedingt empfehlen würde, jedenfalls den dritten vor dem vierten Band zu lesen, während es bei „A Place to Love“ und „A Place to Grow“ relativ egal ist, in welcher Reihenfolge man sie liest), bekommen hier einfach nicht die Aufmerksamkeit, die ich angesichts dessen, wie wichtig sie doch für Poppys Charakter sind, erwartet hätte. Zwar ist es in ihrer Beziehung zu Flynn und zu Maddie inhaltlich durchaus sinnvoll, dass sie lange nicht mit ihm reden kann (anders als zwischen ihr und Trace, dazu später), weshalb mich dieser Teil nicht so sehr gestört hat, wie es sonst bei Misskommunikation der Fall ist. Als sie dann aber irgendwann mit Flynn sprechen darf, hatte ich nicht das Gefühl, dass sich die Autorin ausreichend Zeit genommen hat, die Probleme zwischen Flynn und Poppy auszuräumen – sie haben zwar miteinander geredet, aber danach war fast schon wieder alles wie vorher und ihre Auseinandersetzung wurde kein einziges Mal wieder erwähnt, obwohl sich durch die Geschehnisse in „A Place to Belong“ viel mehr in Poppys und Flynns Beziehung getan hat, was an Aufmerksamkeit verlangt.
Mit Maddie hingegen führt Poppy noch nicht einmal ein richtiges Gespräch, sie kommt lediglich ein paar Mal in Erwähnungen vor. Natürlich ist Maddie hier nicht relevant für die Geschichte zwischen Poppy und Trace, aber sie ist eben Poppys Schwester, mit der noch einiges an ungelösten Konflikten vorhanden ist. Für einen Abschluss der Reihe und vor allem auch für Poppys Charakterentwicklung hätte ich mir hier einfach gewünscht, dass die Autorin sich ein wenig mehr Zeit dafür genommen hätte.


Daneben hatte ich auch hier, wie bereits bei den anderen Büchern, wieder Schwierigkeiten mit Poppys männlichen Gegenpart. Wie auch schon Henry, Bo und Flynn bleibt Trace, den man bereits aus Erzählungen kennt, hier sehr blass. Er ist ein Countrystar, der aufgrund eines Unfalls gezwungen ist, einige Zeit in seinem Elternhaus zu verbringen. Mit seinen Eltern hat er, seit er seine Karriere begonnen hat, ein eher unterkühltes Verhältnis. Warum genau das so ist und wie es sich auf ihn und seine Eltern, vor allem seinen Vater auswirkt, erfährt man allerdings nicht so richtig, ebenso wenig kommt es zu einer Aussprache, Versöhnung oder sonst zu einem Umgang mit diesem Konflikt. Ich hätte mir hier sehr gewünscht, dass das Problem nicht nur angesprochen, sondern auch angegangen wird. Das hätte nicht nur Trace mehr Charaktertiefe gegeben, sondern hätte auch gut dazu verwendet werden können, seine und Poppys Beziehung etwas mehr zu festigen.

Diese konnte ich nämlich auch nicht so richtig nachempfinden, was aber wohl hauptsächlich daran liegt, dass weder Poppy noch Trace hier wirklich ausgebaut werden – wenn die Figuren kein stabiles, mehrdimensionales Charakterfundament bekommen, fällt es mir in der Folge auch nicht so leicht, mich in sie und ihre Gefühle (generell und füreinander) hineinzuversetzen.
Trotzdem heißt das Ganze jetzt nicht, dass „A Place to Shine“ mich gelangweilt oder dass ich gar keinen Spaß mit Poppy und Trace gehabt hätte, im Gegenteil. Das ist bloß nicht ganz so emotional, wie es hätte sein können und wie ich es mir gewünscht hätte.

„Langsam hob ich den Blick und sah ihn unter meinen Wimpern hinweg an. Klick. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Klick. Wurde sehnsüchtig. Klick. Mein Atem stockte, und ich kämpfte gegen den Drang, die Lider zu schließen. Klick. Seine Augen huschten zu meinen Lippen, und es sah aus, als müsste er sich zwingen, wieder wegzusehen. Klick. Und plötzlich spürte ich sie auch. Die Sehnsucht.“ (S. 276/384).


Die Schlagabtausche, die Textnachrichten und die Spannung zwischen den beiden Protagonisten konnten mich nämlich durchaus sehr gut unterhalten. Beide Figuren halten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg, was für viele spannende Dialoge sorgt, und vor allem die schlagfertige Poppy sorgt stets dafür, dass es zwischen den beiden nicht langweilig wird.
Die Geschichte der beiden wird anfangs auch zum Teil aus der Vergangenheit erzählt, was wir ja bereits aus den Büchern über ihre Schwestern kennen. Auch hier war es wieder schön zu sehen, wie Poppy und Trace sich kennengelernt haben und was sie miteinander verbindet. Ich habe allerdings nicht so ganz verstanden, weshalb genau sich Poppy jahrelang so sehr über Trace aufgeregt hat. Also klar, er hat einen Song über sie geschrieben und damit aus ihrer Sicht ihre Geschichte für seinen Profit verwendet – das kann ich schon nachvollziehen. Aber wieso konfrontiert sie ihn damit nicht ein einziges Mal, nicht einmal, als sie sich nach Jahren bei diesem Unfall wiedersehen und durch ärgerliche Zufälle gezwungen sind, Zeit miteinander zu verbringen? Stattdessen macht sie sich selbst vor, ihn zu hassen, obwohl sie sich doch so offensichtlich zu ihm hingezogen fühlt und macht sich damit das Leben schwer. Dabei muss das Ganze, wie sie nach viel zu langer Zeit auch selbst herausfindet, gar nicht mal so dramatisch sein; das Gespräch, das sie dann doch irgendwann mit Trace führt, ist nämlich sehr antiklimaktisch.


Bei aller Oberflächlichkeit, die ich nun kritisiert habe, und die aus objektiver Sicht meine unten stehende positive Gesamtbewertung auf den ersten Blick eigentlich gar nicht rechtfertigen könnte, möchte ich hier noch einmal betonen, dass die Reihe vor allem von dem leichten, angenehmen Schreibstil, dem Wohlfühlort Cherry Hill und der Beziehung der Schwestern untereinander (mit Ausnahme von Maddie) lebt, und auch „A Place to Shine“ wieder damit überzeugen kann.
Ja, ich hätte mir vor allem von Poppys Charakter einfach mehr erhofft, was aber vermutlich auch mit meinen hohen Erwartungen an sie zusammenhängt.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine sehr schöne Zeit mit dem letzten Band auf Cherry Hill, der es, wie auch seine Vorgänger, durch seine sommerliche, friedliche Atmosphäre und den ulkigen Kleinstadt-Vibes geschafft hat, mich glücklich zu machen – und das ist in erster Linie das, was ich mir von einem Buch erwünsche.
Auch wenn also nicht alle Konflikte, die es in meinen Augen zu klären galt, gelöst wurden, ist „A Place to Shine“ deshalb ein sehr schöner Abschluss dieser Wohlfühl-Reihe!


Fazit:
Dem Abschluss der Cherry Hill-Reihe hat es in meinen Augen vor allem an Emotionalität gefehlt, und gerade auch Poppys Charakterentwicklung schwächelt hier im Vergleich zu ihrer Entwicklung in den vorherigen Bänden und auch der Entwicklung ihrer Schwestern – es bleiben einfach zu viele ihrer Konflikte gänzlich ungeklärt oder zu oberflächlich beleuchtet. Auch Trace leidet daran, was mich schon an Henry, Bo und Flynn gestört hat: einem eindimensionalen Charakter, über den man nur wenig erfährt.
Nichtsdestotrotz konnte mich „A Place to Shine“ mit Poppys schlagfertiger Art, der sommerlichen, friedlichen Atmosphäre dieser ulkigen Kleinstadt sowie dem leichten, angenehmen Schreibstil von Lilly Lucas gut unterhalten. Trotz aller ungelösten Konflikte ist „A Place to Shine“ deshalb ein schöner Abschluss dieser Wohlfühl-Reihe, die ich gerne gelesen habe!
4/5 Lesehasen.