Startet stark aber hat einige Mängel.

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„A Song to Drown Rivers“ von Ann Liang ist ein Buch, das bei mir zwiespältige Gefühle hervorgerufen hat. Einerseits hat es großes Potenzial, mit seiner Mischung aus historischer Fantasie, Romantik und politischer Intrige zu glänzen, andererseits bleibt es hinter den Möglichkeiten zurück.

Das Buch beginnt mit einer vielversprechenden Prämisse: Xishi, eine einfache Dorfmädchen, wird aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit in ein Netz aus Machtspielen und Verrat verwickelt. Als Spionin soll sie den König von Wu verführen, um das Schicksal ihres Heimatlandes zu wenden. Die Ausgangssituation und die Anleihen an die chinesische Mythologie bieten einen faszinierenden Rahmen, den ich anfangs sehr spannend fand.

Leider verliert sich die Geschichte bald in einer unausgereiften Erzählweise. Die Romantik, die das Herzstück eines „Romantasy“-Romans sein sollte, bleibt flach und wirkt überstürzt. Die Beziehung zwischen Xishi und Fanli entwickelt sich in einem derart rasanten Tempo, dass die emotionale Tiefe fehlt. Zudem verschwindet Fanli für große Teile des Buches aus der Handlung, was es schwer macht, sich als Leser wirklich in die Liebesgeschichte hineinzuversetzen.

Auch die Fantasy-Elemente des Romans sind spärlich gesät und entfalten sich erst gegen Ende. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Aspekte mehr Raum bekommen und stärker mit der politischen und emotionalen Handlung verwoben werden. Stattdessen bleibt die Welt von Wu und Yue recht blass, was besonders im Bereich des Weltenbaus enttäuschend ist.

Die Charakterentwicklung ist ein weiterer Schwachpunkt. Viele der Figuren wirken eindimensional und bieten wenig Entwicklung im Laufe der Handlung. Besonders Fuchai, der König von Wu, bleibt hinter seinem Potenzial zurück. Er hätte ein vielschichtiger, moralisch grauer Charakter sein können, stattdessen wird er auf klischeehafte Weise als fast schon lächerlicher Antagonist dargestellt.

Positiv hervorheben möchte ich jedoch Ann Liangs Schreibstil, der stellenweise sehr poetisch ist. Einige Passagen lesen sich geradezu lyrisch, und es gibt Momente, in denen die emotionale Spannung wirklich greifbar wird – besonders in den wenigen Szenen, in denen die Charaktere wirkliche Tiefe zeigen. Auch der Abschluss der Geschichte hat mich überrascht, auch wenn ich mir von den Figuren mehr emotionale Bindung gewünscht hätte, um die Tragik des Endes intensiver zu spüren.

Zusammenfassend ist „A Song to Drown Rivers“ ein Roman, der zwar mit einer starken Idee startet, diese aber nicht vollends ausarbeitet. Wer eine tiefe, gut durchdachte Romantasy erwartet, könnte enttäuscht sein. Trotzdem bietet das Buch einige poetische Momente und interessante Ansätze, die es lesenswert machen – wenn auch mit Abstrichen.