Literarische Fantasy voller Spannung

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Zum Inhalt: Willkommen im Spindrift! Tagsüber Teestube. Nachts Bluthaus. Ein Ort, der seinen Gästen den höchsten kulinarischen Genuss bietet. Egal ob es sich dabei um erlesene Teesorten oder ein Tässchen Blut handelt. Ein Ort, an dem von der Gesellschaft Alleingelassene eine Familie bilden.
Als dieser Ort bedroht wird, scheint es nur eine Möglichkeit zu geben, ihn zu retten: Arthie Casimir und ihr Bruder Jin müssen den tyrannischen Herrscher der Stadt White Roaring stürzen. Dafür stellen sie nicht nur eine Truppe aus den besten Gaunern des Untergrunds zusammen, sondern sich auch ihrer Vergangenheit. Können sie ihr geliebtes Spindrift retten oder wird es zum Opfer ihrer Geheimnisse?
Allgemeine Bewertung: Zunächst einmal: Wow, was für eine Fantasygeschichte! Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Band der Dilogie!
Doch nun gehts ins Detail: In den ersten Kapiteln wird man in die Welt von Arthie und Jin eingeführt. Die nötigsten Informationen erhält man gleich zu Beginn, sodass man der anfangs langsamen Handlung gut folgen kann. Mit der Zeit kommen immer weitere Details dazu. Ich sah das das Setting und die Charaktere zu jedem Zeitpunkt klar vor meinem inneren Auge.
Obwohl mir das Worldbuilding sehr gut gefiel und ich in die Welt von White Roaring direkt eintauchen konnte, fehlte mir die Ausarbeitung von Spiritualität/Religionen. Sind alle Charaktere dieser Fantasywelt Atheisten? Wieso wird dann mindestens zweimal der Teufel erwähnt (vgl. S. 78, 218)? Welche Bedeutung soll er in dieser Welt haben? Die des gefallenen Engels aus dem Christentum? Wie ist diese dann aber in der Fantasywelt verankert? Auch die Erwähnung eines Heiligenscheins und dämonenhafter Augen (vgl. S. 368) weist auf einen spirituellen Kontext hin, der nirgends weiter ausgeführt wird.
Meiner Meinung nach hätten entweder die Erwähnungen der weiteren spirituellen Begriffe mit einem zu dieser Welt passenden Hintergrund gefüllt, durch ein anderes, nicht religiö/spirituell-aufgeladenes Wort ersetzt oder einfach gestrichen werden müssen.
Dagegen sind die Charaktere glaubwürdig ausgearbeitet, haben Tiefe. Nicht nur individuelle Stärken und Schwächen, sondern aufgrund ihrer Vergangenheit authentische Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen. Sie erwachten für mich direkt zum Leben. Dadurch erhielt die Handlung auch noch während der ersten Kapitel eine Lebendigkeit, die jederzeit Lust zum Weiterlesen machte.
Gefühlt ab Mitte des Buchs wollte ich es überhaupt nicht mehr aus der Hand legen. Die Ereignisse überschlugen sich und die Handlung nahm mehrfach eine für mich gänzlich ungeahnte Wendung. Bis zum Schluss blieb es höchstspannend, gerade in den letzten Kapitel ordnen sich die einzelnen Teile nochmal neu und ergeben auf einmal ein ganz anderes Bild als bis dahin angenommen. Für mich waren demnach weder das Ende noch der Weg dorthin vorhersehbar.
Clean Fantasy? Weder bei einem der oben erwähnten Paare noch bei anderen Charakteren kommt es zu spicy Szenen, die über leidenschaftliche Küsse hinaus gehen. Dagegen werden die wenigen Gewaltszenen durchaus detailliert und anschaulich beschrieben. Wenn ich mich recht erinnere, aber immer nur im Zusammenhang mit dem außer Kontrolle geratenen Durst von Vampiren. Und das eher auf eine analytische, nicht-emotionale Art und Weise, das selbst mein seichtes Gemüt die Szenen ohne Probleme vertragen hat.
Fazit: Die Mischung aus Spannung, originellen Fantasy-Worldbuilding und literarischen Schreibstil traf ganz meinen Geschmack. Ich habe das Lesen jedes Kapitels sehr genossen. Dass Band 1 mit einem fiesen Cliffhanger endet, macht mich nur umso neugieriger auf Band 2, der Anfang Februar 2025 erscheint.