Eigensinnige Margo

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evelynm Avatar

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Im biederen Stendal der 30er Jahre regiert im Hause Hegewald der herrische Vater über seine Frau und seine beiden Töchter. Er führt als einfacher Finanzbeamter ein Leben über seinem Stand und lässt seine Unzufriedenheit nach entsprechendem Alkoholkonsum allzu oft an seiner Frau aus. Seine älteste Tochter, die eigensinnige Margarete – in der Rolle der Ich-Erzählerin - schneidet sich nicht nur ihre Zöpfe ab, um das Ende ihrer Kindheit zu demonstrieren, sondern widersetzt sich geschickt dem Willen ihres Vaters. Wenn es nach ihm ginge, sollte sie die Schule verlassen und der überforderten Mutter bei der Hausarbeit helfen. Margarete hat allerdings andere Pläne: sie will beim Fotografen in die Lehre als Bürokauffrau gehen, um nicht das gleiche Schicksal wie ihre Mutter zu erleiden. Da sie durch ihren Verdienst Geld in die meist karge Haushaltskasse bringt, lässt ihr Vater sie nach Zureden durch ihre Mutter, gewähren. Von nun an arbeitet Margarete sehr fleißig, verliert dadurch jedoch den Kontakt zu ihren Schulfreundinnen. Obwohl sie den Großteil ihres Verdienstes zuhause abgeben muss, spart sie auf einen Volkswagen. Bei einem Klavierkonzert ihrer früheren Freundin Antonia Seliger lernt sie Alard von Sedlitz kennen. Sofort ist sie hin und weg von diesem charmanten, gutaussehenden, dunkelhaarigen Mann, der sie Margo nennt und ihre Träume und Wünsche zu kennen scheint. Ist er etwa ihr Seelenverwandter? Sie beschließt: "Und ab heute heiße ich Margo."

Die Autorin lässt die Zeit des Deutschen Reiches mit all seinen Facetten aufleben. Alleine schon die Geschlechterrollen sind so klar und anschaulich skizziert, dass ich mich mitten in der Geschichte wiederfand. Margo hat ganz genaue Vorstellungen von ihrem Leben und dafür bewundere ich sie. Gerade in jener Zeit war das nicht selbstverständlich für eine Frau. Das Cover mit der schnurgeraden Straße und dem Cabriolet, in dem zwei Frauen sitzen, stellt eine wunderbare Verbindung zu Margos Lebensgeschichte her.