Margo

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bücherkarin Avatar

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Eine ganz normale Familie in Stendal, einer mitteldeutschen Kleinstadt vor Ausbruch des 2. Weltkrieges. Die Tochter Margarethe ist sehr selbständig, sie will nicht länger auf die Schule gehen sondern von ihren Eltern unabhängig sein. So setzt sie es durch, eine kaufmännische Lehre beim Fotograf Werner aufzunehmen. sie arbeitet ordentlich und fleißig, trägt zum einkommen der Familie bei und freundet sich allmählich mit den Fotolaborantinnen an. Als sie eines Tages überraschend zu einer Abendgesellschaft ihrer ehemaligen Schulfreundin geladen wird, trifft sie dort auf Alard von Sedelitz. Dieser Mann übt eine unwahrscheinliche Faszination auf sie aus. Außerdem schmeichelt er ihr mit seiner Rede, sie sei kein Gretel oder Gretchen, er werde sie Margo nennen.

Die LP hat mich stark beeindruckt, denn sie vermittelt ein Verständnis dafür, wieso so viele Menschen anfänglich von Hitler und seiner Politik begeistert waren. In einfacher klarer Sprache wird das Leben einer vernünftigen, willensstarken, arbeitsamen jungen Frau geschildert, die begeistert ist von der Zeit in der sie lebt. Sie findet es gut, dass der Führer gesagt hat alle sind Volksgenossen,Rang und Klasse spielen keine Rolle mehr, so dass sie nicht verstehen kann, das eine Freundin, deren Eltern arm und deren Vater Sozialdemokrat ist, zum Gespött gemacht wird. Der Führer hat dem Reich Glück gebracht, die Arbeitslosigkeit abgeschafft, die Wirtschaft floriert. Und wer will es einem zielstrebigen Mädchen wie Margo verdenken, wenn sie begeistert davon ist, dass sie nach dem genialen Plan des Führers auch die Möglichkeit hat, auf ein Auto zu sparen. Natürlich, das "Heil" Schreien mit verzücktem Blick findet sie albern und auch Herrn Werners Erzählungen über die Schattenseiten des Krieges geben ihr zu denken. Aber es überwiegt ihr Stolz, teilhaben zu können an den großen Dingen, die sich jetzt im Deutschen Reich abspielen.

Das alles ist so natürlich, verständlich und ohne Pathos geschrieben, dass es sich, nach der LP zu urteilen, um einen großartigen Roman handelt, der durchaus zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte beitragen kann.