Weg mit den Zöpfen

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heike lohr Avatar

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Margarete lebt zur Zeit des Nationalsozialismus und sieht in der neuen Ideologie, die um sie herum sich ausbreitet, eine Möglichkeit für ihre Emanzipation. Obwohl ihre Lehrerin sie für die Reifeprüfung und das darauf folgende Studium vorbereiten möchte, will Margarete nicht weiter zur Schule gehen. Sie möchte tatkräftig ihr Leben gestalten, Geld verdienen, um frei zu sein und der Enge der elterlichen Vorschriften zu entgehen. Deswegen schneidet sie sich auch ihre Zöpfe ab, die sie als Kind und brave Frau kennzeichnen. Ihr Vater lebt über seine Verhältnisse und möchte ohnehin, dass Margarete arbeiten geht. Sie selbst hat sich schon bei einem Fotografen zur Lehre als Bürokaufmann angemeldet, weil sie endlich eigenes Geld haben möchte. Da sie einen Teil ihres Lehrgeldes ihren Eltern geben will, darf sie die Lehre, die sie ohne Erlaubnis des Vaters in die Wege geleitet hat, antreten. In einer Form der erlebten Rede mit einer stakkatohaften Satzstruktur führt uns die Autorin Cora Stephan in die Zeit der großen Hoffnungen und Möglichkeiten ein, welche der Nationalsozialismus für viele darstellte. Es gab für Frauen auf einmal Möglichkeiten, sich beruflich und gesellschaftlich zu engagieren. Sie konnten sich von den Männern und der Familie emanzipieren. Als Margarete auf einem Fest Alard, kurz genannt Ali, kennenlernt, ist sie von ihm berauscht und weiß, dass sie erwachsen und etwas Besonderes ist: Er nennt sie nämlich Margo und das hat so etwas Starkes und Modernes für sie. Dieser Ali wird für sie sicherlich noch eine wichtige Rolle spielen, doch welche bleibt ausgespart für die Buchlektüre. Genau an diesem Wendepunkt endet die Leseprobe, damit wir uns auf das Buch freuen können. Cora Stephan hat eine Vielzahl von Büchern, u. a. Kriminalromane veröffentlicht. Ihr routinierter Stil und ihre sichere Hand bei der Zeichnung der menschlichen Charaktere verrät eine versierte Schriftstellerin, die ihr Publikum zufriedenzustellen weiß.