Deutsche Geschichte

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bavaria123 Avatar

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Margarete Hegewald wurde 1919 in Stendal geboren. Mit 17 Jahren beginnt sie - mittlerweile unter dem Namen Margo - eine Ausbildung bei einem Fotografen der Stadt. Während ihrer Ausbildung lernt sie die Fotografin Helene Pinkus kennen. Beide Frauen verlieben sich in den gleichen Mann. Dann bricht der zweite Weltkrieg bricht aus. Helene kommt in ein KZ, eine Zeit, die sie nur knapp überlebt. Margo heiratet nach dem Krieg Henri, den Bruder einer Freundin und geht mit ihm nach Norddeutschland. Helene Pinkus bleibt in Ostdeutschland und wird dort Mitarbeiterin der Stasi. Die Wege der beiden Frauen kreuzen allerdings nochmals.

Ich gebe zu, dass es das erste Buch war, das ich von Cora Stephan gelesen habe. Auch von ihren Pseudonymen Sophie Winter oder Anna Chaplet kenne ich bisher kein Werk. Das muss sich aber durchaus ändern!

Das Cover finde ich vom Motiv her sehr gelungen, allerdings könnte es ein wenig farbenfreudiger sein. Aber vielleicht fällt es gerade deshalb doch besonders in der Masse auf.

Cora Stephan packt so einiges in die 640 Seiten dieses Buches. Da ist zum einen ein Familienepos über mehrere Generationen und zum anderen die Zeitgeschichte - Deutschland zwischen dem zweiten Weltkrieg, Teilung und der Zeit nach dem Mauerfall. Letztendlich also ein Zeitraum zwischen 1936 und 2000. Ich finde es sehr gelungen, zeitgeschichtliche Fakten mit einer eher fiktiven Geschichte von zwei Frauen zu verbinden.
Die vorwiegenden Spielorte sind Stendal, Niedersachsen von Osnabrück bis Peine und Berlin. Diese sind in ihren Eigenheiten und geschichtlichen Gegebenheiten sehr gut dargestellt.

Der Schreibstil von Cora Stephan hat mir von der ersten Seite an sehr gut gefallen. Sie schreibt zum einen sehr gefühlvoll, ansprechend und lebhaft. Die Charaktere werden farbig und nachvollziehbar in ihren Handlungswegen. Sehr gelungen finde ich auch die Version, die Kapitel aus den verschiedenen Sichtweisen der handelnden Personen zu schreiben. Und nicht nur das, auch hier wird noch variiert. Mal sind da Briefe, mal sind es Tagebucheinträge. So bleibt der Leser immer über die Abläufe informiert.

Cora Stephan greift in diesem Buch einige Themen auf. Familie, Heimat, Hoffnung, Vertrauen, Emanzipation, Politik, Liebe oder auch Verzicht. Das klingt geballt, aber man fühlt sich als Leser keinesfalls überfordert. Und auch die Ereignisse, die sich während der Zeit in Deutschland abgespielt haben, kommt nicht wie ein spröder Geschichtsunterricht daher. Mich hat das Buch absolut überzeugt. Die 640 Seiten waren schnell, aber nachhaltig gelesen.
Ein wenig habe ich mich beim Lesen an das Buch Torstraße 1 von Sybil Volks erinnert. Darin geht es um zwei Menschen, die am selben Tag geboren werden, zwei Lebensgeschichten, die ein Jahrhundert deutscher Geschichte erzählen. Auch das ist lesenswert.

Ich gebe dem Buch "Ab heute heiße ich Margo" sehr gern alle 5 Sterne, da es mich bestens unterhalten und nachhaltig beeindruckt hat.
Ein Satz, der so ähnlich im Buch steht, ist ein neues Lebensmotto von mir als über 50jährige adaptiert worden:
Ich muss nicht mehr werden - ich kann sein.