Die Lebensgeschichter zweier Frauen, Margo und Helene

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Die Lebensgeschichte zweier Frauen, die sich in den 1930-er Jahren begegnen. Margarete, die in einem autoritären Elternhaus groß wird (sie nennt sich später nur noch "Margo") und während ihrer Ausbildung auf ihre Kollegin, Helene, trifft.

Der Kontakt beider Frauen zueinander reißt durch einen eher hässlichen Vorfall und zu damaligen Zeiten wohl anschließend gängigen Prozedere ab und von diesem Zeitpunkt an wird der Leser getrennt durch die Lebensgeschichte von Margo und Helene geführt. Die harten Zeiten hinterlassen bei beiden Frauen tiefe Spuren – jede sucht in ihrer Handlungsweise die Berechtigung für ihre jeweilige Situation. Der Roman wird überwiegend aus der Sicht der beiden Frauen geschrieben. Das macht dem Leser besonders gut möglich, sich in die Charaktere hineindenken zu können. Mir ist dies durchgehend gelungen. Vielfach überraschten mich beide Frauen, ich konnte zwar immer Verständnis für ihre Handlungen aufbringen, was mir aber dennoch beide bis zum Schluss nicht wirklich sympathisch gemacht hat. Dies sehe ich jedoch keineswegs als Nachteil, da genau dadurch beide Lebensgeschichten für mich erst richtig interessant wurden. Man erfährt viel über die Zeiten des Krieges und ich hatte während des Lesens ständig das Gefühl „mittendrin“ zu sein, da Cora Stephan es sehr gut verstanden hat, die Personen wiederkehrend prägnant, mit all ihren Eigenarten, herauszuarbeiten. Der Inhalt macht an vielen Stellen betroffen und die familiären Bindungen und Kontakte der Frauen halten deren jeweilige Lebenssituation lebendig und ich hätte mir jederzeit die erzählte Handlung auch tatsächlich so vorstellen können. Zu vielen geschilderten Situationen, wie z.B. auch besonders Margo's Ehrgeiz im Berufsleben und später ihre Begeisterung für technisierte Arbeitsvorgänge, konnte ich mir sehr gut entsprechende Bilder vorstellen. Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen; sie dramatisierte nichts; auch wurden ergreifende Situationen stets mit der gleichen Sachlichkeit geschildert, die aber dennoch Einfühlsamkeit und Eindringlichkeit bei mir vermittelt haben.

Normalerweise brauche ich für Bücher dieses Umfangs schon eine Weile, aber die Handlung hat mich so angesprochen, dass ich durchgehend am Ball geblieben bin und an manchen Tagen sogar mehr Lesezeit als geplant verbracht habe. Als Person, die den Krieg nur vom HörenSagen kennt, ein nachhaltiges Leseerlebnis, was mir tatsächlich auch mehr „Nähe“ zum Thema verschafft hat. Ein wirklich großartiger Roman, den ich auch im Freundeskreis weiterempfehlen werde.