Lebendiger Geschichtsunterricht

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girasole Avatar

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Eine Familiengeschichte, die in drei Teile gegliedert ist. Sie beginnt Jahr 1936 in Stendal, der 2. Teil behandelt die Zeit von 1945-1989 und dann der 3. Teil beschreibt die Jahre nach dem Mauerfall von 1989-2000.

Margarete Hegewald beschließt, die Schule abzubrechen, sich die Zöpfe abzuschneiden, eine Lehrstelle zu beginnen und sich künftig Margo zu nennen. Sie will sich vor allem abnabeln vom tyrannischen Vater, auf eigenen Füßen stehen, ihr Geld selbst verdienen, selbständig sein und auf ein eigenes Auto sparen. Für die damalige Zeit waren es sehr hohe Ansprüche, die sie an sich selbst stellt. Und diesen Zielen bleibt sie während ihres ganzen Lebens treu. Bei Photo-Werner, ihrem Ausbildungsbetrieb, lernt sie die Kriegfotografin Helene Pinkus kennen und freundet sich mit ihr an. Leider verlieben sich beide in denselben Mann – den charmanten Pianisten Alard von Sedlitz. Doch dann beginnt der Krieg, ihre Welt zerbricht und alles gerät aus den Fugen. Margo entkommt ihrem kriegsversehrten Vater und heiratet Henri. Der Krieg trennt sie und jeder muß für sich selbst sorgen und sich durchschlagen. Mitten im Krieg trifft Margo Alard und sie verbringen eine gemeinsame Nacht, die nicht ohne Folgen bleibt. Auf Gut Mondsee bei Alards Vater verbringen Margo, ihre Tochter Emma und Helene eine gemeinsame Zeit und Margo beichtet Helene wer der Vater von Emma ist. Bei einem Überfall auf das Gut entkommt Margo und wird von ihrer Tochter getrennt. Über einen sehr langen Zeitraum weiß sie nicht, was mit ihr passiert ist.

Im Jahr 1945 kommt Margo wieder nach Stendal und lebt dort mit ihrer Mutter und Schwester, Henri ist in französischer Gefangenschaft. Margo beginnt als Stenotypistin bei Radio Bajohr. Jon Bajohr gefallen ihre modernen Ideen, er fördert sie bis sie eines Tages auf Augenhöhe mit ihm arbeitet und seine Geliebte wird. Während dieser Zeit bestimmt die Arbeit ihr Leben, Henri kümmert sich neben seiner Arbeit um die gemeinsame Tochter Leonore und um den Haushalt.

Helene ist im anderen Teil Deutschlands und wird von der Stasi angeheuert. Da die ostdeutschen Behörden Interesse an der Firma Bajohr haben, wird eine Verbindung hergestellt und gefördert. Als Leser ist man auch hier klar im Vorteil, da man die Zusammenhänge sieht.

Ich will nichts vorwegnehmen, aber am Ende nach dem Mauerfall wird einiges noch aufgeklärt und zusammengeführt.



Der gesamte Roman wird vor allem aus den wechselnden Perspektiven von Margo und Helene erzählt. Beide waren sie starke Frauen und Persönlichkeiten und sind dies während ihres Lebens geblieben. Die anderen Figuren sind nicht so zahlreich, so daß man den Überblick nicht verliert und auch bei diesen kann man sehr gut die Entwicklung während dieser Zeit mit verfolgen. Man bekommt Einblicke in das Leben Ost-Deutschlands und wie zeitgleich in West-Deutschland bei Margo der Aufbau nach dem Krieg begann und wie in den 60er/70er Jahren gelebt wurde bis es 1989 zum Mauerfall kommt. Die Autorin hat die Geschichte sehr gut recherchiert und erzählt, sie hat viele Details einfließen lassen und beim Lesen fühlt man sich teilweise zurück versetzt. Die Figuren wurden sehr lebendig und authentisch beschrieben.

Ich habe den Roman mit Begeisterung gelesen, die Seiten flogen nur so dahin und ich werde ihn auf jeden Fall sehr gerne weiter empfehlen!