„Wie fasst man ein Menschenleben zusammen?“

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Cora Stephans Roman „Ab heute heiße ich Margo“ lässt den Leser in die Welt von Margarete „Margo“ Hegewald eintauchen, 1919 geboren. Die junge Frau, die ab ihrem Jugendalter Margo genannt werden möchte, wird ein turbulentes und spannungsreiches Leben haben mit vielen Höhen und Tiefen. Sie wird zwei Diktaturen erleben, Menschen kennenlernen, die sie liebt und von denen sie einige wieder verliert. Helene Pinkus, die sie im Fotostudio von Otto Werner kennenlernt, bei dem sie als Buchhalterin arbeitet, wird ihren Lebensweg an verschiedenen Stationen kreuzen und auf verschiedene Weise eine bedeutsame Rolle in ihrem Leben spielen. Das Buch erzählt vom Schicksal der beiden Frauen, das durch verschiedene Personen miteinander verwoben ist.

Der Satz „Wie fasst man ein Menschenleben zusammen?“ (S. 593 im Buch) könnte ein Leitsatz für diesen wundervollen Roman sein, denn jene zu beantworten schafft Cora Stephan mit diesem Werk auf wunderbare Weise. Die Sprache, mit der sie die Figuren lebendig werden lässt, ist treffend und literarisch, zuweilen mit Fremdwörtern gespickt, auf hohem Niveau. Dabei schweift die Autorin nicht in langatmige Beschreibungen ab, sondern erzählt in klarem Stil vom Schicksal der beiden Frauen, die sich in denselben Mann verlieben und deren Wege sich auf tragische Weise trennen.

Eingebettet ist die Geschichte um Margo, Helene, Henri (Margos Ehemann) und Alard (der Mann, in den sich beide Frauen verlieben) in die historischen Vorgänge des 20. Jahrhunderts – das Naziregime, die Vertreibungen aus Schlesien, die DDR, in der Helene später lebt. Der Leser gewinnt also bei diesem Lesevergnügen noch einen Einblick in wichtige Epochen der deutschen Geschichte, gut zu verstehen, da an „reale“ Personen und deren Erlebnisse geknüpft.

„Ab heute heiße ich Margo“ ist ein wunderbares Buch, das einen fesselt und mitreißt, sich mitfreuen, aber auch mitleiden lässt. Ich persönlich habe große Sympathie für die Charaktere empfunden, aber an manchen Stellen auch gehadert und vielleicht nicht zuletzt verurteilt. Dieses Buch lässt sich nicht gut in wenigen Worten zusammenfassen – man muss es gelesen haben. Ein anspruchsvolles, sehr angenehm zu lesendes Buch, aus dem man viel für das eigene Leben und aus den Lebensumständen der eigenen Vorfahren lernen kann. Eine absolute Empfehlung!