Abbey Road Murder Song – die sechziger Jahre Londons und ein Mord

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stefan_c Avatar

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Abbey Road Murder Song ist das erste Buch (472 Seiten) von William Shaw. **Cover:** Das Cover ist auffällig aber sequenzziert gehalten, rechts die Hälfte eines Frauengesichts, links Titel und Genre, der Name des Autors auffällig in der oberen Hälfte des Covers. Die Farben sind den späten Sechzigern angepasst (Retro-Design) und so fällt es zu den jetzigen Neuerscheinungen direkt auf. Ansprechend?...die Frage muss sich jeder selbst beantworten, mir hat es gefallen. **Leseprobe:** William Shaw entführt den Leser in seinem Debütroman in die späten sechziger Jahre Londons mit all seinen Facetten der damaligen Zeit. Genauer gesagt startet das Buch im Jahr 1968, eine erst 17 jährige Nanny, noch überfordert in ihrem ungeliebten Job, ist zusammen mit „Ihren“ zwei Kindern, nach einem morgendlichen Spaziergang, auf dem Weg nach Hause. Es ist kalt, sie hat keine Lust auf diesen Spaziergang, überhaupt hatte sie sich etwas anderes erhofft als sie aus der Provinz nach London kam. Sie fühlt sich hier in St. John`s Wood, im vornehmen Nordwesten Londons, mit seinen viktorianischen Häusern, verloren. Ihr einziger Halt ist das abendliche Radio hören, neue, wilde Musik und die Gewissheit, dass sie nicht allein ist. Das Baby hat sein Kuscheltier verloren und Little Alasdair, das ältere der beiden Kinder, muss ausgerechnet jetzt auf die Toilette, aber hier in dieser vornehmen Wohngegend kann man sich nicht einfach irgendwo in die Ecke pinkeln. Sie überqueren die viel befahrene Hall Road, werden beinahe von einem Taxi überfahren und schaffen es, bevor bei dem jungen Herrn ein Malheur passiert, in eine kleine Seitengasse. Die Nanny ist verärgert, hat Angst dass der Junge alles verrät und sie die Schuld bekommt. Sie schubst den Jungen zu einem Müllhaufen damit er sich erleichtert. Der Junge fängt plötzlich an zu weinen, "Ich will nicht auf die Lady pinkeln". Es dauert eine Weile bis die Nanny begreift was der Junge sagt, sie dreht sich zu ihm um und entdeckt die Leiche einer jungen Frau. Als nächstes bekommen wir einen ersten Einblick in die Polizei D-Division des CID Criminal Investigation Department, die der damaligen Zeit nach mit Rassismus, Sexismus und Homophobie etc. zu kämpfen hat, auch in den eigenen Reihen. Es herrscht ein rauer Umgangston, Polizistinnen gibt es zwar, spielen aber bei der Verbrechensbekämpfung noch eine untergeordnete Rolle. Detective Sergeant Paddy Breen, Anfang Dreißig ist seit zwei Jahren dabei. Sein Vater ist gerade erst gestorben, er ist erschöpft und überfordert, zumal ihm vor ein paar Tagen ein grober Fehler unterlaufen ist, er hat bei eine Einbruch die Nerven verloren und sein Kollege Prosser wurde mit Messerstichen verletzt. Jetzt ist er natürlich dem Unmut seiner Kollegen, allen voran Jones zieht über Breen her. Breen hat es nicht leicht in dieser Polizeieinheit, er ist nicht einer von ihnen und wird daher nicht richtig akzeptiert. Aber es gibt auch Leute die zu im halten, allen voran sein direkter Vorgesetzter, ein Mann der ehrlich, diszipliniert und geradlinig seinen Weg geht und den alten Zeiten nachtrauert, in der sich noch auf seine Leute Blind verlassen konnte. Aber auch John Carmichael und die junge Marilyn stehen auf seiner Seite. Breen bekommt, trotz anderer laufender Ermittlungen, den neuesten Fall zugeteilt. Es ist eine junge Frau, die von einer Nanny im vornehmen St. Johns aufgefunden wurde. Das brisante an dieser Zuteilung ist die Wahl seines Partners, gerade Sergeant Jones soll ihm als Assistent zur Seite stehen. **Fazit:** William Shaw versetzt einen in eine andere Zeit. Sein Schreibstil ist leicht und flüssig, man kann sich die Charaktere einzelner Mitspieler gut vorstellen. Gerade die Eingangsszene mit der jungen Nanny hat mir gut gefallen, man konnte förmlich das arrogante Verhalten des kleinen Jungen vor sich sehen. Die Spannung unter den Polizisten war greifbar und sehr gut dargestellt bzw. rübergebracht. Vom „Swinging London“ der sechziger Jahre ist noch nicht viel rübergekommen, aber es sind ja noch ein paar Seiten zu füllen. Man darf gespannt sein auf den weiteren Verlauf dieses Erstlingswerks von William Shaw.