A Song from dead Lips

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courfeyrac Avatar

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Immer wieder frage ich mich, warum ein ein Roman in der deutschen Übersetzung einen anderen englischen Titel haben muss als das Original. So wurde hier aus William Shaws "A Song from dead Lips" "Abbey Road Murder Song". Natürlich ist der Buchtitel gut konstruiert. Abbey Road weckt sofort die gewünschte Assoziation mit den Beatles und das Wort Murder verweist sofort auf das Genre. Trotzdem wird das Buch dem Titel nicht hundertprozentig gerecht denn wer das Buch nur des Beatlesfaktors wegen liest, der wird sicher enttäuscht sein.

Wer hingegen einen spannenden Krimi in der kulisse der 60er Jahre in England erwartet, der kann sich getrost fallen lassen.Schon der Buchrücken erklärt, dass es sich bei dem Roman um den Beginn einer Serie handelt, weshalb einige Elemente angerissen werden, die wohl erst in den folgenden Episoden relevant werden.

Zu Beginn werden zwei Außenseiter bei der Metropolitain Police London zusammengeführt. DS Cathal Breen wird beschuldigt, seinen letzten Einsatz, bei dem ein Kollege verletzt wurde, in den Sand gesetzt zu haben. Ihm wird nun WPC Helen Tozer zugeteilt, die als Frau bei der Polizei nicht akzeptiert wird. Zusammen versuchen Sie den Mord an einem unidentifizierten Mädchen in der Nähe der Abbey Road aufzuklären. Hierbei lernen wir die beiden immer besser kennen, erfahren was sie dazu bewegte bei der Polizei zu arbeiten und welche Schicksale bereits hinter ihnen liegen. Das alles gibt noch genug Stoff für weitere Teile.

Gelegentlich wirkt die Geschlechter-Situation in den 60ern seltsam. Die Stellung der Frau ist noch stark eingeschränkt und manchmal wird auch die Haltung und Auffassungsgabe der Frauenfiguren etwas "schlicht" dargestellt. Ebenso eigentümlich ist auch der Kontrast London/Provinz beschrieben.
Dennoch kann man ein gelungenes Gemälde der englischen Gesellschaft in den Sixties bewundern, als sich die Welt veränderte. Neues Selbstbewusstsein in vielen Bevölkerungsgruppen, neue Ideale, kulturelle Umbrüche. Das ist das, was diesen Roman trotz einiger Holprigkeiten lesenswert macht.

Die Kriminalstory ist gut konstruiert. Vom Fund der Leiche über die langsame Identitätsfindung zum vermeintlichen Mörder in der Mitte der Geschichte. Dann die Erkenntnis, dass es doch nicht so einfach ist wie gedacht. Und am Ende ein gelungener Showdown.

Es kann also noch besser werden, aber die Neugier auf den zweiten Teil der Reihe ist geweckt!