Ein Kriminalroman ?

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Klappentext:

"London, Oktober 1968: Die Jungen, Wilden und Schönen haben die Macht ergriffen. Sie haben ihre eigenen Fernsehprogramme und Radiosender, ihre Boutiquen und eine eigene Sprache. Die Röcke werden kürzer, die Hosen enger. Im Abbey Road Studio entstehen die wahrscheinlich wichtigsten Alben aller Zeiten. Und vor dem Studio warten Hunderte junge Frauen darauf, dass SIE erscheinen: die Beatles. Doch nur eine Straßenecke weiter zeigt sich ein anderes London. Die anonyme Leiche einer jungen Frau wird entdeckt. Der einzige Anhaltspunkt, den Detective Cathal Breen und seine Kollegin Helen Tozer haben: Sie muss ein Beatles-Fan gewesen sein. Ihre Ermittlungen führen die beiden vom Fan-Club der Fab Four zu einer Gerichtsverhandlung gegen John Lennon und zu George Harrisons Haus. Aber der wahre Grund, wieso das Mädchen sterben musste, ist viel tragischer, als sie es sich hätten träumen lassen."


Meine Meinung : Der Roman hielt nicht, was der Klappentext versprach.

Auch nach der Lektüre bin ich immer noch unschlüssig, ob es ein richtiger Krimi war.

Dabei war der Beginn so vielversprechend - selten hat mich ein Anfang so sehr in den Bann gezogen wie bei diesem Roman.
Einfach genial gemacht - ein Kindermädchen aus der Provinz, das sich mit ihren upper class Schützlingen herumschlagen muss und eigentlich total überfordert ist. Die Kinder sind schon in jungen Jahren höchst standesbewusst, für das Kindermädchen hat sich der Traum vom hippen Leben in der Hauptstadt noch nicht erfüllt. Statt auszugehen, tut sie ihren Dienst in einer biederen Uniform und fürchtet, nie Anschluss zu finden in London.

Als sie ihren Schützling in einen Hinterhof führt, damit er sich erleichtern kann, findet sie eine Leiche.

Dann wechselt der Focus und der Leser lernt das Polizeipersonal kennen, einen Polizisten der alten Schule und einen jungen "Bullen", der Sohn eines Einwanderers ist und wohl einen Kollegen im Stich liess, was eine ziemliche Hypothek für seine Karriere ist.

Bei der Zeugenbefragung wird dem Leser klar, dass es sich um eine andere Zeit handelt, in der Xenophobie und Rassismus noch nicht so stark geächtet waren wie im 21. Jahrhundert.

Das gefiel mir noch gut. Leider muss ich aber sagen, dass im Verlauf der Erzählung einfach zu viele Themen angeschnitten werden, da wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Der spannende Anfang des Krimis war leider nicht Programm.

Wenn man also als Leser davon Abstand nimmt, einen klassischen Krimi lesen zu wollen, hat der Roman durchaus Potential. Thriller - und Krimifans kommen hier aber nicht ganz auf ihre Kosten, da die Suspenseelemente eher sparsam dosiert werden.
Ein wenig mehr Dichte hätte der Handlung auch gut getan.

Meine Leseerwartung wurde nicht ganz erfüllt, aber es ist trotzdem ein gut geschriebenes Buch. Das Handwerkliche stimmt einfach, und daher kann ich den Roman eigentlich nicht schlecht bewerten.

Daher vergebe ich trotz aller kleinen Schwächen 4 von 5 Sternen.