Nicht wirklich ein Krimi

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
darcy Avatar

Von

Der Klappentext verspricht Einblicke ins Swinging London der 60iger Jahre. Die Gesellschaft ist im Umbruch. Junge Leute laufen in Hippiekleidung durch die Straßen, hören Popmusik und leben einen neuen Lebensstil während andere immer noch dem klassischen britischem Verhaltenskodex verhaftet sind. Helen Tozer, die junge Polizistin, die versucht, in der rauen männlichen Polizeiwelt ihren Mann zu stehen, verkörpert diesen neuen Typus. Cathal Breen ist erst anfang 30, aber er ist noch ganz in der engen Bürgerlichkeit der Welt seines Vaters verwurzelt.

Das Buch beginnt mit dem Auffinden einer Leiche. Breen taucht auf und mit ihm alle seine Probleme, die er so am Arbeitsplatz hat. Er gehört nicht wirklich zu den "Jungs" auf dem Revier. Zu allem übel kommt nun auch eine Frau in die Abteilung und soll ihm dabei helfen, den Mord aufzuklären. Dabei dürfen Frauen noch nicht einmal Dienstautos fahren. Die Leiche wurde in der Nähe der Abbey Road gefunden, genau dort, wo die Beatles immer mal wieder ihre Alben aufnehmen. Und schon bald stellen Tozer und Breen Vermutungen an, ob die junge Tote, deren Identität noch keiner kennt, vielleicht zu den dort immer mal wieder campierenden Mädchen gehört.

Leider wird der recht vielversprechend beginnende Krimiplot schnell von politischen Dingen abgelöst. In Zeiten vor der DNA-Analyse und akribischen Spurensicherung tappte die Polizei oft mühsam umher und gab sich schnell mit dem einfachsten Ergebnis zufrieden. Auch hier stoßen Tozer und Breen eher zufällig auf die weiteren Verwicklungen in dem Fall und schließlich auf den wahren Täter.

Mir hat die Entwicklung hin zu einem politischen Thema nicht besonders gefallen. Es werden viele Themen angerissen. Dabei ist der Autor eigentlich besonders gut, wenn er Lokalkolorit und Denkweise dieser Zeit beschreibt. Aber er packt zu viel hinein, bleibt deswegen meist nur an der Oberfläche. Auf mich machte es den Eindruck, das ihn das politische Thema viel mehr interessierte und das er mit dem Einbau der Beatles nur Leser ködern wollte. Auch hat mir Spannung gefehlt. Schon nach wenigen Seiten breitet sich ein leichtes Phlegma aus, die Handlung wird ein bisschen wirr und die Verwicklung der Personen untereinander erscheint mir zu gewollt. Gestört hat mich auch, das der andere Fall, an dem Breen arbeitet und der gelegentlich auftaucht, dann doch ungelöst zurückbleibt. Da Tozer und Breen (zu meiner Verwunderung nach der Aussage Tozers am Ende) in Serie gehen sollen, wird der Autor vielleicht noch einmal darauf zurückkommen.

Ich bin nicht wirklich glücklich mit diesem Buch. Zeitkolorit und Einblicke in das gesellschaftliche Leben und die Umbruchstimmung sind gut eingefangen. Als Krimi hat das Buch für mich aber nicht funktioniert.