Subtile Sprache und spannende Anknüpfung an vorigen Band - zu drastisches Cover

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amicorno Avatar

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"Abgefackelt" knüpft unmittelbar an die Ereignisse des vorausgehenden Bandes "Abgeschlagen" an. Paul Herzfeld ist noch traumatisiert von dem grauenhaften Erlebten, in welches er und seine Verlobte unmittelbar und lebensbedrohlich verstrickt waren. Er will es zwar nicht wahrhaben, jedoch zeigt sein Zusammenbruch bei einer Obduktion davon, dass er noch unmittelbare Verbindungen zum gerade Erlebten hat, zumal die sehr genau und natürlich vom Profi Tsokos sehr anschaulich beschriebene Leichenschau Öhnlichkeiten mit der früheren aufweist.
Die Folgen eines Stromschlags sind für Herzfeld offensichtlich und die Erkenntnis darüber wirkt wie ein Trigger auf sein Nervenkostüm: Er bricht zusammen.
Schwan, der Direktor des Rechtsmedizinischen Instituts Kiel, drängt Herzfeld, sich mindestens einen Monat Auszeit zu nehmen. Die Tatsache, dass er und seine Familie erst kürzlich unmittelbar persönlich betroffen gewesen seien, habe ihn für all das Grauenhafte, was er als Rechtsmediziner sowieso schon sehen muss, anfällig gemacht. Er habe "sein gewohntes Terrain" verlassen.
Jetzt müsse er erst einmal Abstand bekommen.

Mir gefällt an dem Buch besonders, wie im Prolog schon durch genaues Beschreiben von Atmosphärischem - u.a. von Lauten und Gerüchen - Spannung erzeugt wird. Zeitgleich wird beschrieben, wie es in den Räumlichkeiten der Rechtsmedizin aussieht, was der "hagere Mann" tut, sieht, empfindet und hört, wie sich etwas Grauenhaftes anbahnt und er dann in Flammen steht. Das ist harter Tobak, und dennoch kann man sich dem Weiterlesen nicht entziehen. Die Art des Beschreibens und auch die Besonderheit der Gerüche wird in den folgenden Kapiteln fortsetzt.

Wie entwickelt sich die Story mit dem scheinbar in noch keinem Zusammenhang zur Folgegeschichte stehenden Feuer-Anschlag weiter?
Wie verknüpft sie sich mit der Herzfeld-Story, besonders auch im Hinblick darauf, dass vom wahnsinnig gewordenen Schneider aus dem ersten Band noch keine Leiche nach dessen tödlichem (?) Fall in die Schlei aufgetaucht ist?
Man wartet gespannt auf Fortsetzung und Klärung.

Die brennende Hand auf dem Coverstellt drastisch die genau beschriebene entsprechende Szene aus dem Prolog dar. Für mich wirkt das zu plakativ. Die Sprache im Buch ist trotz aller grausamen Details subtiler und hätte eine ebensolche Abbildung besser vertragen....