Wiedererkennungswert

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singstar72 Avatar

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Zuerst einmal springt mir ein Widerspruch ins Auge. Im Klappentext wird von einer vorübergehenden Versetzung von Paul Herzfeld gesprochen, und zwar von Kiel nach Itzehoe. In der Leseprobe selber ist davon aber keine Rede. Hier wird er nur für einen Monat beurlaubt! Und zwar zur freien Verfügung! Ich kann daher nur vermuten, dass die angedeutete Versetzung später im Buch stattfinden wird. Obwohl das unlogisch wäre, weil in dem Gespräch mit Paul der Vorgesetzte eigentlich sagt, dass er ihn nicht (!) länger entbehren möchte.

Durch den Klappentext wird auch der Prolog ein wenig erhellt. Im Prolog stirbt nämlich jemand an einem gelegten Brand. Dieser Jemand wollte belastendes Material aus einem Archiv entwenden und vernichten. Er wird dann jedoch dort eingeschlossen, und es wird Benzin eingeleitet. Das war schon recht rätselhaft! War dieser Jemand ein Arzt? Ein Pathologe? Hatte er selbst Mist gebaut, oder wollte er ein Unglück verhindern??

Im nächsten Abschnitt beginnt Paul Herzfeld mit einer Obduktion, muss diese jedoch aufgrund einer Panikattacke abbrechen. Hier haben mir persönlich die Vorkenntnisse aus dem ersten Band sehr geholfen. Ich weiß nicht, ob das ein „Neuleser“ so verstanden hätte! Denn – Paul Herzfeld sieht sich wieder mit einem Todesfall aufgrund Stromschlags konfrontiert. Und genau das war ja das Perfide am letzten Band. Allerdings bin ich sehr neugierig, ob der Tod der Putzhilfe Absicht oder Unfall war! Hoffentlich wird das noch aufgeklärt!! Aber wie soll denn ein Oberlicht in einem Bahnhof unter Strom gesetzt werden…?!

Ich habe den Tonfall von Tsokos sofort wiedererkannt. Knapp, zupackend, aber dennoch deskriptiv und bildhaft. Alles ist zudem durchsetzt von einer ironischen Haltung gegenüber dem Arbeitsplatz „Pathologie“. Man bekommt als Leser nahezu Verständnis für diese Berufsgruppe vermittelt. Hier kennt sich der Autor unzweifelhaft aus.

Der eigentliche „Fall“ dieses Buches kommt in der Leseprobe noch gar nicht vor – außer im Prolog. Von daher kann ich die Spannungskurve noch nicht beurteilen. Allerdings ist das Ganze wieder sehr routiniert geschrieben. Ich würde gerne wissen, wie es Paul Herzfeld weiter ergeht, und ob er seine Panikattacke überwinden kann. Von daher – Daumen hoch für diese Leseprobe!