Ganz klare Leseempfehlung von mir – so muss ein Thriller sein!

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kianu Avatar

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Welchen Berufswunsch hattet ihr eigentlich in eurer Jugend? Meiner war für eine lange Zeit Streetworker in einer Großstadt oder tatsächlich Rechtsmediziner zu werden. Ich habe mich damals tatsächlich sehr intensiv mit diesem Beruf auseinandergesetzt, fand es spannend ungeklärten Todesursachen auf den Grund zu gehen und Blut macht mir heute nach wie vor nichts aus. Aber wie das so ist, verlaufen sich solche Träumereien oft im Sand, True-Crime Bücher oder Serien liebe ich jedoch noch immer.
Und so kam ich auch an Michael Tsokos zweiten Krimi Abgefackelt nicht wirklich vorbei, war doch schon der erste genau nach meinem Geschmack!

Der Rechtsmediziner Paul Herzfeld wird aufgrund jüngster Ereignisse vorübergehend von Kiel in die ruhigere Pathologie nach Itzehoe versetzt. Doch wirklich ruhig bleibt es nur geraume Zeit und schuld daran ist Herzfeld selbst, denn als ihm Ungereimtheiten zum Tod seines Vorgängers auffallen, stellt er Fragen und Nachforschungen an, die eigentlich verborgen bleiben sollten.

Zwar gibt es Paul Herzfeld in Wahrheit nicht, aber auch sein zweiter Fall ist von einem wahren Verbrechen inspiriert: In den 1990er Jahren wurden in Deutschland mehreren Hundert Frauen aufgrund scheinbar vorsätzlich falscher Brustkrebs-Diagnosen die gesunden Brüste amputiert und die zentrale Figur dieser Affäre war ein Pathologe, der erst die Gewebeproben und dann sich selbst in Brand setzte.
Und hieraus machte Tsokos einen spannenden und realistischen Krimi, in der die Gesundheit zweier Regionen auf dem Spiel steht.

Wie schon der Vorgänger, hat mich auch Abgefackelt wieder nach den ersten Seiten abgeholt und erst dann Luft holen lassen, als die letzten Seiten gelesen waren. Selbst das Nachwort war informativ und spannend geschrieben und sollte auf keinen Fall ausgelassen werden.
Anhand der gelungenen Beschreibungen des Arbeitsalltages von Paul Herzfeld merkt man deutlich, dass der Autor genau weiß, über was er da schreibt, kennt er ja alles nur allzu gut aus seinem eigenen Berufsalltag und das ist auch eine Eigenart, die ich an den Büchern von Tsokos so liebe und genieße. Er schreibt zum Teil sehr detailliert über die ausgeführten Untersuchungen seines Protagonisten und scheut sich nicht davor, dem Leser auch die abschließenden Befunde näher zu bringen, die selbst ohne medizinisches Fachwissen leicht verständlich sind.
Und obwohl die Handlung manchmal dahinplätschert und selbst das Ende ab einem gewissen Punkt vorhersehbar für mich war, blieb die Sogwirkung, die dieser Thriller auf mich hatte, durchgehend erhalten. Volle Punktlandung also – ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung!