Für mich klassische Reiselektüre für den Strandurlaub

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laberlili Avatar

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"Abgeschlagen" war für mich das erste Lissie-Sommer-Buch, welches ich gelesen habe und zu Beginn gab es auch den ein oder anderen Hinweis, der mich denken ließ, dass es wahrscheinlich schon schöner gewesen wäre, hätte ich die Vorgängerbände zunächst auch schon gelesen gehabt, aber insgesamt war es dennoch kein Problem, die Handlung verfolgen und auch die Verhältnisse einzelner Figuren zueinander nachvollziehen zu können.
Mich hat "Abgeschlagen" durchaus gut unterhalten, aber ich würde nun nicht uuuuuuuunbedingt gleich oder überhaupt noch die Lektüre der ersten beiden Reihenteile nachholen wollen: Wenn sie einmal meinen Weg kreuzen sollten, werde ich sie bestimmt, auch recht gerne, in die Hand nehmen und es mir mit ihnen gemütlich machen. Aber ich würde nun nicht aktiv nach ihnen suchen.

"Abgeschlagen" stellte sich in meinen Augen als durchaus amüsante Unterhaltungslektüre heraus; die Hauptfigur der Lissie empfand ich häufiger als viel zu spontan und unbedacht, ebenso unbedarft, agierend und für mich war sie durchaus eine kleine Nervensäge, aber eben eine jener Art, von deren Eskapaden und Erlebnissen man sich gerne berichten lässt, aber vornehmlich halt von Dritten, da man selbst ganz dankbar wäre, diese offensichtlich durchaus anstrengende Person nicht persönlich zu kennen.
Also ja, ich fand es auch eher im klamaukigen Sinne humorvoll, aber eben doch auch trotz des Kapitalverbrechentatorts Golfplatz, auf dem sich das Gros der Handlung abspielt, mit einer heiteren Leichtigkeit unterhaltend: Da könnte man natürlich darüber streiten, ob der allgemeine landidyllische Lokalkolorit, der immer durchscheint, mit dieser Mord-und-Totschlag-Szenerie kompatibel ist, aber "Abgeschlagen" ist nunmal auch definitiv cosy crime.
Mitunter nervte mich allerdings mitunter Lissies neue Begeisterung für den Golfsport, der sie ständig diverse Golf-Begriffe verwenden und vor Allem auch Anderen erklären ließ, was auf mich teils einfach "ach diese Dummerchen, das sie das selbst nicht wissen"-besserwisserisch wirkte und mich häufig grade deswegen irritierte, weil sie sich selbst eingangs ja mit den entsprechenden Ausdrücken erst vertraut hatte machen müssen. (Ich wohne allerdings in fußläufiger Nähe zu einem vielfrequentiertem Golfplatz und komme dort häufig vorbei, weswegen ich jetzt nicht ausschließen möchte, dass für mich da längst eine gewisse Alltäglichkeit und Normalität entstanden ist, die mich einfach nicht nachvollziehen lässt, wieso Neugolferin Lissie hier so einen großen Aufriss um ihre jüngst gewonnenen Kenntnisse machen muss. Möchte da also nicht ausschließen, dass mein Genervtsein da nun weniger am Roman als vielmehr am Golfplatz eine Straße weiter liegt und daran, dass Lissie mir hier als Leser ständig und immer wieder für mich die gleichen, bekannten Dinge erklären ließ. Kann sein, dass jemand, der einen Golfplatz noch nie von Nahem gesehen und sich bislang auch noch nicht mit dem Golfsport befasst hat, dankbar ist für diese wiederholten erklärenden Ausführungen. Persönlich hatte ich aber eben den Eindruck, man würde dem Leser eher mehr erklären wollen, wie das mit dem Golfen so ganz grundsätzlich funktioniert und ihm die Basis darlegen als dass man ihm erzählen wollte, wer nu warum zum Mörder geworden war.)
Ganz, ganz furchtbar fand ich allerdings nur den letzten Absatz mit der Schlussaussage Lissies; da drückte sie sich meines Empfindens nach unerwartet prollig aus, dass es für mich gar nicht zu ihr gepasst hatte.

Im Allgemeinen war "Abgeschlagen" halt doch unterhaltend, der Krimiteil war auch durchaus zum Miträtseln geeignet und behielt konstant eine gewisse Spannung bei; letztlich würde ich "Abgeschlagen" wahrscheinlich als fluffige Cosy-Crime-Strandlektüre für den Sommerurlaub einstufen. Gute Unterhaltung, die keine besondere Konzentration erfordert und auch keinen hohen Anspruch erfüllt, und insgesamt halt ein Roman, der zum "nebenher weglesen" geeignet ist.