Krimi-Klamauk auf einem hessischen Golfplatz

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webervogel Avatar

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Dass es sich hier um ein sogenanntes „Cosy Crime“ handelt, macht schon das in Pastelltönen gehaltene Cover deutlich: „Abgeschlagen“ ist von einem düsteren Krimi meilenweit entfernt. Zwar gibt es auch hier Mord und Totschlag, aber das bringt die Hauptfigur, Apfelweinkneipenwirtin Lissie Sommer, kaum aus der Ruhe. Eigentlich will sie mit dem ermittelnden Kommissar Sebastian Loch anbändeln, aber bereits das erste richtige Date im Restaurant des Golfplatzes wird von einem Leichenfund beendet. Und ab da purzeln Lissie Sommer Hinweise und Indizien direkt vor die Füße. Ein mitgehörtes Gespräch hier, eine Erinnerung ihrer Eltern da … Sie kann quasi gar nicht anders, als loszuermitteln.
Der Krimi ist mit Herz geschrieben und sprüht nur so vor hessischem Lokalkolorit. Leider wirkt letzteres hier doch oft ziemlich bieder. Teilweise ist das Ganze recht klamaukig, wenn Lissie Sommer z.B. mit ihren Eltern über Golf spricht und die statt „Sandwedge“ nur „Sandwich“ verstehen und sich wundern. Sprachlich ist der Krimi auch nicht ganz mein Fall, die Dialoge wirken manchmal recht hölzern und dann wieder gewollt modern, wenn eine Armbanduhr als „Zeiteisen“ bezeichnet wird und eine Fertigsoße „pervers geil“ schmeckt.
Noch mehr irritiert hat mich aber doch die Handlung: Einen Tag nach der Ermordung seines Vaters führt dessen Sohn wieder eine Wandergruppe durch die Gegend, als wäre nichts passiert – und keiner wundert sich. Der Privatdetektiv ist eine einzige Parodie seines Berufsstands und Lissie Sommer begibt sich dermaßen offensichtlich in Gefahr, dass man als Leser doch an ihrem Geisteszustand zweifelt. Leider war das für mich eher ein Krimi zum Kopfschütteln als zum vor-Spannung-an-den-Nägeln-Kauen, obwohl ich das Hessische mag und ansonsten gerne von Handkäs und Ebbelwoi lese.