Ein echter Wohlfühlkrimi

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stephanus217 Avatar

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Es ist immer spannend, wenn man für sich einen neuen Autor entdecken darf und die Vorfreude ist besonders groß, wenn, wie hier, ein neuer Autor seinen Erstlingsroman vorstellt – und ein bisschen bibbert man ja immer mit dem Autor mit, so eine Vorstellung kann ja auch mal daneben gehen.

Auch unser Protagonist steht vor einem Neustart. Commissario Vito Grassi hat von seinem kürzlich verstorbenen Vater, zu dem er seit Jahren nur noch sporadisch Kontakt hatte, dessen Rustico (die ligurische Variante einer mallorquinischen Finca) nahe bei Cinque Terre geerbt. Nachdem sein Leben in Rom aktuell unbefriedigend verläuft, beschließt er, sich nach La Spezia versetzen zu lassen und selbst in das Rustico einzuziehen.
Dort angekommen, stellt er fest, dass Toni, die aktuell noch das Haus bewohnt, mehr war als eine Haushälterin, was Vito angenommen hatte. War sie etwa die Lebensgefährtin des Vaters, von deren Existenz er keine Ahnung hatte. Obwohl die Begrüßung sehr reserviert und frostig ausfällt, werden sich die beiden miteinander auseinandersetzen müssen.
Auch die erste Begegnung mit seiner neuen Chefin, Questora Feltrinelli verläuft distanziert und das sein Verhältnis zu seiner neuen Kollegin, der forschen etwas übermotivierten Inspectora Ricci ist von Anfang an schwierig. Wird sich Vito mit den drei neuen Frauen in seinem Leben arrangieren können, schließlich wartet ein dubioser Todesfall auf Aufklärung? Als sich dann noch ein (weiterer) Mord ereignet, ist zu allem Überfluss auch noch die überregionale öffentliche Aufmerksamkeit geweckt. Da müssen die Startschwierigkeiten warten...

Mir hat der Roman wirklich gut gefallen, hat er doch alle Elemente eines cosy-Krimi. Der Fall ist spannend und die Geschichte hat durchaus Tempo. Die Protagonisten sind interessant und lebendig beschrieben und auch außerhalb des Falles ist einiges „los“. Dass es zwischenmenschlich zwischen den Akteuren -zumindest zu Anfang- nicht so einfach sind, schadet nicht, im Gegenteil. Insbesondere das Verhältnis zu Toni entwickelt sich spannend und immer wieder irgendwie anders. Auch die Questorin ist sehr speziell, aber mit Marta hat er aber wohl wirklich eine verlässliche, loyale Partnerin an seiner Seite. Das reicht dicke auch für eine Fortsetzung, die ich mir wünschen würde.
Auch der touristische Aspekt hat mir gefallen, man will sofort aufbrechen in das wunderschöne Cinque Terme, am Strand oder am Pool liegen und weiter schmökern.
Zwei kleine Punkte hätte ich aber doch noch zu kritisieren. Die Lösung ist etwas überraschend, die hätte man besser vorbereiten können. Und schließlich fehlt mir etwas ein Alleinstellungsmerkmal, der Roman reiht sich nahtlos in die Legion ungezählter Regionalkrimis ein – dem konkreten Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch.