Am Ende ein Stockwerk höher...
Am Ende ein Stockwerk höher. Zwischen Anfang und Ende die 220 Seiten von Sara Gmuers zweitem Roman "Achtzehnter Stock". Die Protagonistin Wanda lebt mit ihrer 5-jährigen Tochter Karlie im 18. Stock einer Berliner Platte, verbringt ihre Zeit mit Aylins Mama und Ming, umgeben von Trostlosigkeit und ohne Aussicht auf Veränderung der Lage. Wanda, abgebrochene Schauspiel-Schülerin, wird zu einem Casting für eine Netflix-Serie eingeladen und es klappt... auch weil der Hauptdarsteller ein Auge auf sie geworfen hat. Die Anfangseuphorie wird allerdings jäh ausgebremst, als Tochter Karlie an einer Hirnhautentzündung erkrankt. Wanda ist im Zwiespalt zwischen der Sorge um ihre Tochter und einer möglichen Schauspielerkarriere gefangen; hin und hergerissen zwischen einer Welt des Glamour und ihrem Dasein in der Platte, dem Harzt IV - Milieu. Sara Gmuer beschreibt diesen Zustand sehr eindringlich: "Eigentlich ist es ganz einfach, man muss das Schicksal nur lange genug nerven, irgendwann gibt es nach und schmeißt einem das Glück vor die Füße, damit man endlich Ruhe gibt." und "Ich habe keinen Grund mehr, aufzustehen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Plattenbau beim nächsten Windstoß zusammenfällt und uns unter sich begräbt. Ich bleibe liegen. Der Schatten, der durch das Fenster fällt, bewegt sich langsam über den Boden und kriecht die Wände hoch, jeden Tag ein bisschen höher, bis die Sonne irgendwann so tief ist, dass die Wohnung im Schatten verschwindet und es für imer dunkel bleibt." Und der letzte Satz, als sich dann doch ein Erfolg einstellt, Wanda aber nicht ihre Herkunft leugnet und es nach der Wohnungskündigung eine Etage höher in den neunzehnten Stock derselben Platte geschafft hat: "Das Haus ist ein Mahnmal, ein Mittelfinger, der in den Himmel ragt und unübersehbar an uns erinnert, an uns und all die anderen, die keiner sehen wollte." Mit Sicherheit keine Wohlfühlgeschichte - aber gerade das macht den Roman besonders! Bitte lesen!!!