Glitter und Dreck
Vorab, das Buchcover ist gelungen und ein echter Hingucker. Der Roman von Sara Gmur konnte mich jedoch nicht überzeugen. Wanda lebt mit ihrer Tochter Karlie in einem Plattenbau in Berlin. Sie träumt von einem anderen Leben in Reichtum und Erfolg. Sie hält sich für etwas 'Besseres', ohne dass sie dabei wirkliche Eigenleistungen vollbringt. Als Schauspielerin wünscht sie sich den Durchbruch, das Entdecktwerden. Als Frau wünscht sie sich einen Traummann, einen Prinzen und als Mutter beschreibt sie vor allem das Versagen der anderen (Erzieher, Ärzte). Und nun passiert es tatsächlich: Wanda darf die Seiten wechseln, darf einsteigen in die Glitzerwelt und den schönen Schein der Traumfabrik Film. Sie lernt einen männlichen Star kennen, der sich prompt in sie verliebt. Der Produzent lässt die Champagnerkorken knallen und wirft mit Geld um sich. Damit wären die Klischees schon mal voll ausgeschöpft. Auch wenn Armut vererbt wird, so ist es doch keine tödliche Erbkrankheit. Wenn die Klischees nicht so überzeichnet wären, wenn etwas weniger oft das Wort fuck oder scheiße, wenn etwas weniger anklagende Schuldzuweisungen seitens der Hauptprotagonistin Wanda vorkommen würden, so würde der Roman überzeugender sein. Mit einem Bein im Glitzer und mit dem anderen im Dreck zu stehen, das hätte schon Stoff für einen gesellschaftskritisch relevanten Roman gehabt. Leider lässt Frau Sara Gmur mit zu vielen Klischees die Authentizität schrumpfen. Wer die schnodderige Sprache und eine Milieustudie Berlin mag, dem kann das schmale Buch empfohlen werden.